Beschreibung
Sie gelten als antikes Kernvolk Europas, sie siedelten von Spanien bis Anatolien und von Italien bis Irland: die Kelten. Die keltische Kultur und ihre Mythen faszinieren uns noch heute, sensationelle Funde fördern immer neue Überraschungen zutage.
Autorenportrait
Arnulf Krause ist promovierter Germanist und Skandinavist, erfolgreicher Sachbuchautor und Experte für germanische Heldensagen und die Dichtung der Edda. Er lehrt als Honorarprofessor am Institut für Germanistik, vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn. Bei Campus erschienen von ihm außerdem 'Die Geschichte der Germanen' (2002, 2005) und 'Die Wikinger' (2006).
Leseprobe
7. Druiden, Kopfjäger und Grauen erregende Opferplätze - Besonderheiten der keltischen Kultur Die Druiden Priester, Richter und Universalgelehrte Seit der Antike galt die Priesterkaste der Druiden als typisches Kennzeichen der keltischen Religion und Kultur. Caesar behauptete sogar, der Unterschied zwischen Kelten und Germanen zeige sich vor allem darin, dass die Ersteren das Druidenamt kannten, während es den Letzteren überhaupt nichts bedeutete. Deshalb sind die Kelten bis heute ohne ihre geheimnisvollen Priester nicht denkbar. Wenn auch - wie erwähnt - der Zauberer Merlin von König Arthurs Hof weit und breit als ihr berühmtester Vertreter angesehen wird, hat er doch außer einigen blassen Spuren wenig mit den historischen Druiden gemein. Weit mehr als ein Jahrtausend vor den Erzählungen um König Arthur berichtet der sizilianische Gelehrte Diodor, ein Zeitgenosse Caesars, eine Fülle über die keltischen Priester und die Bräuche und Sitten der Barbaren im Norden. Ihmzufolge galten die in der Gesellschaft hoch Geehrten als Philosophen, also Männer der Weisheit, und Theologen, also Gotteskundige. Sie wussten um die Geheimnisse der Gottheiten und verstanden gleichsam deren Sprache. Darum stellten sie die Verbindung her zwischen den Menschen und den jenseitigen Mächten, denen man aus Dank opferte und von denen man sich Wohlergehen erbat. Für das eigentliche Ritual waren allerdings die Wahrsager zuständig, die aus dem Flug der Vögel und der Opferhandlung an den geweihten Tieren die Zukunft voraussehen konnten. Bei besonders wichtigen Fragen, von denen das Schicksal des ganzen Stammes abhing, pflegten sie einen weiteren Brauch, den Diodor "merkwürdig und unglaublich" nennt: "Sie weihen nämlich einen Menschen als Opfer und stoßen ihm ein Messer über dem Zwerchfell in den Körper; wenn das Opfer getroffen niedersinkt, erkennen sie aus der Art des Fallens, den Zuckungen der Glieder sowie dem Ausströmen des Blutes die Zukunft; in diesen Dingen verlassen sie sich fest auf eine alte und langjährige Beobachtungspraxis." Aber über all dem wachten die Druiden, die entschieden, wie das Opfer von den Göttern aufgenommen worden war. Laut Caesar, der die umfangreichsten Informationen zu diesem Thema gibt, reichten die druidische Macht und ihre Befugnisse erheblich über das von Diodor Gesagte hinaus. Zwar gehörte es zu ihren Aufgaben, über die religiösen Zeremonien zu wachen, die Opfer des Stammes wie des Einzelnen auszurichten und die entsprechenden Vorschriften richtig zu interpretieren. Aber weiterhin versammelten die Druiden um sich eine große Zahl von jungen Männern zum Unterricht, und standen überhaupt bei den Galliern in großen Ehren. Denn sie entschieden in der Regel in allen staatlichen und privaten Streitfällen. Wenn ein Verbrechen begangen worden oder ein Mord geschehen war, wenn der Streit um Erbschaften oder um den Verlauf einer Grenze ging, fällten sie das Urteil, setzten Belohnungen und Strafen fest. Hielt sich ein Privatmann oder das Volk nicht an ihre Entscheidung, untersagten sie die Teilnahme an den Opfern. Diese Strafe galt als die schwerste, denn die, denen die Teilnahme untersagt war, galten als Frevler und Verbrecher, alle gingen ihnen aus dem Weg und mieden den Umgang und das Gespräch mit ihnen, damit sie nicht durch ihre Berührung Schaden erlitten. Wenn sie etwas beanspruchten, wurde ihnen kein Recht zuteil, und alle Ehrenstellen waren ihnen verschlossen - zumindest gemäß Caesars Schilderung im Bellum Gallicum. Als oberste Priester und Rechtsgelehrte verfügten die Druiden in den keltischen Stämmen über außerordentliche Macht. Zudem erwiesen sie der Bedeutung ihres Namens - "sehr Weiser" oder "Eichenweiser" - alle Ehre. Als Lehrer der jungen Adligen umfasste ihr Wissen wahrscheinlich fast alle Kenntnisse ihrer Welt. So kannten sie nicht nur die vielzähligen Götter und die Bräuche, wie ihnen zu opfern sei und wie man sich ihnen zu nähern habe. Sie lehrten ihre Schüler die Grundlagen des Kosmos, sein Werden un
Inhalt
Inhalt Vorwort 7 1. Die Kelten - Ein frühgeschichtliches Volk ist hochaktuell 11 2. Fürsten, Krieger und Kelten allerorts - Eine Kultur erobert Europa 25 3. Blütezeit und Untergang der Kelten - Caesar erobert Gallien 62 4. Römische Städte und keltische Waldheiligtümer - Die gallo-romanische Kultur 105 5. Die Kelten der Britischen Inseln 121 6. König Arthur - Die berühmteste keltische Sage und ihre Geheimnisse 146 7. Druiden, Kopfjäger und Grauen erregende Opferplätze -Besonderheiten der keltischen Kultur 165 8. Die Elfen aus der Anderwelt - Dichtung und Sagen der Inselkelten 188 9. Die Kelten in der Neuzeit - Von Ossian und Highland-Nebeln 214 10. Die Kelten allerorts - Teil der modernen Welt 226 Anhang Die historischen Stämme und Völker 243 Zeittafel249 Auf den Spuren der Kelten252 Literaturverzeichnis261 Verzeichnis der Abbildungen und Karten264 Orts-, Personen- und Sachregister266 Exkurse Das verborgene keltische Erbe in der Sprache und in den geografischen Namen 11 Keltische Kunst 27 Die keltische Gesellschaft 35 Die steinernen Götter und Helden 43 Häuser, Siedlungen und Alltagsleben 62 Die Kelten: Meister des Eisens 70 Die Krieger und ihre Welt 84 Die Götterwelt der Kelten 114 Die Keltinnen 131 Mönche, Missionare und heilige Frauen - Das Christentum in Irland 138 Die Handschriften der irischen Mönche 152 Die Kelten und der Tod 170 Halloween und das keltische Jahr 189 Tiere - Pflanzen - Monster 202 Keltische Musik 229 Asterix & Co. 234
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