Beschreibung
Wenn Flucht den Tod bedeutet Eine junge Frau, ein kleines Kind und ein wahnsinniger Mörder in einem abgelegenen Haus hinter dem Deich. Fliehen kann Lisa nicht, was also soll sie tun, um das Leben ihres Kindes zu retten? In ihrem neuen großen Bestseller schildert Simone van der Vlugt eine junge Mutter in einer schier ausweglosen Situation - ein verstörender und absolut packender Psychothriller! Lisa lebt mit ihrer sechsjährigen Tochter Anouk in einem Haus am Deich, etwas außerhalb eines kleinen Dorfs in den Niederlanden. Eines Tages, als sie gerade Wäsche im Garten aufhängt, wird sie von einem unbekannten Mann ins Haus gedrängt und bedroht. Fliehen kann sie nicht, denn der Mann ist gewalttätig, und so sind Lisa und ihre kleine Tochter dem Eindringling vollkommen ausgeliefert. In dieser lebensbedrohlichen Situation versucht Lisa, die Ruhe zu bewahren und mit dem Fremden ein Gespräch zu beginnen. Sie vermeidet alles, was ihr Gegenüber provozieren könnte, gibt sich vertrauensvoll und offen. Doch was sie erfährt, jagt ihr eiskalte Schauer über den Rücken. Der Mann ist ein mehrfacher Mörder, der gerade einer geschlossenen psychiatrischen Klinik entflohen ist. Als seine Ehefrau ihn verließ, tötete er seine gesamte Familie. Für Lisa beginnt ein Albtraum - wird er tödlich enden?
Leseprobe
Erst im letzten Moment sieht Lisa den Mann. Sie hängt gerade Wäsche an der Trockenspinne im Garten auf, als er hinter den Betttüchern auftaucht. Mit einem Schrei lässt sie das Laken, das sie gerade in der Hand hat, ins Gras fallen. Der Mann starrt sie so bedrohlich an, dass sie unwillkürlich zurückweicht und an den Gartentisch hinter sich stößt, auf dem der Wäschekorb steht. Er fällt zu Boden, anschließend der Klammerbeutel. Mit zusammengekniffenen Augen mustert er sie. Er wirkt reichlich ungepflegt, hat eine schwarze Stoppelfrisur und einen Dreitagebart. Er trägt ausgetretene Cowboystiefel, und seine Kleidung hat Grasflecken. Aber vor allem sein eiskalter Blick macht Lisa Angst. Ein Windstoß wirbelt die Trockenspinne herum, und die flatternde Wäsche verdeckt den Mann einen Moment lang. Lisa nutzt die paar Sekunden, um auf die Küchentür zuzurennen. Der Mann geht um die Spinne herum, schlägt die Laken beiseite, die ihm ins Gesicht wehen, und geht ihr nach. Sie ist schon fast am Haus, als er losläuft. Mit einem Knall schlägt sie die Tür zu, aber bevor sie abschließen kann, drängt er sich in die Küche und erfüllt sie mit seiner Gegenwart. Lisas Blick fällt auf die Messer an der Fliesenwand über der Spüle, aber sie kann sie nicht schnell genug erreichen. Vorsichtig geht sie rückwärts auf die offene Tür zum Wohnzimmer zu. Hinter ihr dröhnt der Fernseher, ihre sechsjährige Tochter Anouk sitzt mit der Fernbedienung auf dem Sofa. Regungslos stehen Lisa und der Eindringling da und sehen sich sekundenlang an. Hoffentlich hat Anouk nichts gemerkt, denkt Lisa, hoffentlich bleibt sie auf dem Sofa und sieht sich weiter ihren Zeichentrickfilm an. Der Mann wirkt nicht besonders kräftig, aber er ist sehr groß, und Lisa weiß, dass er sie problemlos überwältigen könnte. Aufhalten kann sie ihn nicht, aber immerhin fürs Erste verhindern, dass er ihre Tochter zu Gesicht bekommt. Bisher hat er noch kein Wort gesagt. Sie hat keine Ahnung, wer da vor ihr steht und was er will. Der Mann macht ein paar Schritte auf sie zu. Sie weicht zurück und stützt sich am Türrahmen ab. Plötzlich dreht er sich um, zur Arbeitsplatte. Dort befinden sich noch die Reste vom Mittagsimbiss: das Schneidebrett, ein halbes Roggenbrot, Zwieback und eine Packung Schokoladenstreusel. Im Spülbecken steht das halb ausgetrunkene Glas Milch von Anouk. Mehr wollte sie vorhin nicht trinken, und Lisa hat sie nicht dazu gezwungen, weil die Kleine den Rest ohnehin wieder ausgespuckt hätte. Der Mann nimmt das Glas und leert es auf einen Zug. Dann greift er nach dem Brot, ignoriert Lisas ordentlichen Knoten in der Plastiktüte und reißt sie auf. Die Brotscheiben fallen heraus, der Mann stopft sich eine davon ohne jeden Belag in den Mund. Er kaut und lässt Lisa nicht aus den Augen. Verwirrt beobachtet sie die Szene. Der Mann muss völlig ausgehungert sein. Sie sieht, wie er zur nächsten Brotscheibe greift. Wäre sie allein, würde sie umgehend einen Fluchtversuch unternehmen. Aber mit Anouk kommt sie nicht weit. Am besten, sie versucht ihm klarzumachen, dass sie nicht feindlich gesinnt ist, ihm helfen will. Leicht zitternd öffnet sie den Kühlschrank und greift hinein. Im nächsten Moment umklammert eine große Hand mit stählernem Griff ihren Arm. Seine harten Züge sind plötzlich ganz nah, doch als er merkt, dass Lisa einen Eierkarton und Butter in der Hand hat, entspannt er sich. »Ich. ich dachte, Sie mögen vielleicht Spiegeleier«, stottert Lisa. Ihr ängstlicher, unterwürfiger Tonfall gefällt ihr nicht, aber wenigstens lässt der Mann ihren Arm los. Mit weichen Knien geht sie zur Küchenzeile und öffnet eine Schranktür. Langsam und ohne abrupte Bewegungen nimmt sie eine Bratpfanne heraus und stellt sie auf den Herd. Zu nah, der Mann steht viel zu nah bei ihr. Lisa umklammert das Butterpäckchen. Sie muss ein Stück abschneiden, traut sich aber nicht, nach einem Messer zu greifen. Die Butter ist kalt und hart; es dauert ewig, bis sie das Papier abgepellt und mit den Fingern ein Stüc Leseprobe