Beschreibung
Als Debra und ihr Mann sich als Pflegeeltern bewerben, ahnen sie nicht, wie sehr dies ihr Leben auf den Kopf stellen wird. Doch dann wird ihre fünfjährige Pflegetochter Hannah ermordet ausgerechnet von Karen, ihrer leiblichen Mutter! Von Trauer und Entsetzen schier überwältigt, können die Moerkes keinen weiteren Schlag verkraften. Da ruft Karen aus dem Gefängnis an. Sie, nun zu lebenslanger Haft verurteilt und erneut schwanger, hat eine ungeheuerliche Bitte: Debra soll sie besuchen und ihr Baby großziehen. Was sollen Debra und Al nur tun? Eine schier unglaubliche wahre Geschichte über eine ganz normale Familie, ihren Glauben und den mutigen Versuch, Gottes grenzenlose Liebe sogar dem Menschen widerzuspiegeln, der ihnen das Liebste geraubt hat.
Leseprobe
Kapitel 1 Ein Tag, der das Leben für immer verändert, kündigt sich selten vorher an. Erst im Rückblick erkenne ich, dass ein kleines Ja an einem warmen Junitag im Jahr 1996 eine ganze Flut von lebensverändernden Entscheidungen, von schier unerträglichem Schmerz und zugleich überirdischer Freude mit sich brachte. Es waren Entscheidungen, die nicht nur unsere Familie verändern würden, sondern auch mich selbst. Mein Glaube würde dermaßen herausgefordert werden, dass ich ihn kaum wiedererkennen sollte. Ich habe gelernt, dass man nie unterschätzen sollte, was Gott aus einem Ja machen kann. Ich hatte eine Ladung Wäsche in der Waschmaschine und machte in der Küche sauber, während fröhliche Geräusche aus dem Kinderzimmer herüberdrangen. Da klingelte das Telefon. 'Hallo, Debbie, hier ist Ellen.' Die Sozialarbeiterin des Jugendamtes begrüßte mich wie üblich in einem freundlichen Tonfall. Mein Mann Al und ich waren seit vierzehn Jahren Pflegeeltern und kannten die Mitarbeiter des Jugendamtes so gut, dass wir uns mit den Vornamen anredeten. 'Ich weiß, Sie haben gerade zwei Brüder bei sich aufgenommen, die bald wieder nach Hause zurückkehren', fuhr Ellen fort. 'Könnten Sie vielleicht auch noch ein vier Tage altes Baby nehmen? Die Mutter liegt nach einem Kaiserschnitt im Krankenhaus und sie und ihr Kind wurden positiv auf Kokain getestet. Deshalb haben wir Ermittlungen angeordnet und müssen das Baby in der Zwischenzeit bei Pflegeeltern unterbringen.' 'Klar!', antwortete ich und diese Zusage fiel mir nicht schwer. Ich konnte es kaum erwarten, unserer zwölfjährigen Tochter Helen die Neuigkeit mitzuteilen. Helen liebte Babys und wir hatten schon lange keines mehr bei uns aufgenommen. 'Wunderbar! Wenn Sie ins Krankenhaus kommen, melden Sie sich bitte im Zimmer des Pflegepersonals im zweiten Stock.' Ellen kannte unsere Geschichte. Sie wusste, dass wir gern Säuglinge und Kleinkinder bei uns aufnahmen und auch bei Kindern, die Entwicklungsstörungen hatten, Erfolge aufweisen konnten. Alkohol- oder Drogenmissbrauch während der Schwangerschaft wirkte sich oft sehr negativ auf die betroffenen Kinder aus; sie hatten viele Probleme, die es zu überwinden galt. Drei meiner eigenen fünf Kinder wohnten noch zu Hause und folglich erhielten die kleinen Pflegekinder von verschiedenen Seiten viel Zuwendung. Genau wie Helen hatten auch die fünfzehnjährige Sadie und der zehnjährige Charles ein Herz für Kinder und waren sehr geschickt im Umgang mit ihnen. Ich war stolz darauf, wie liebevoll meine eigenen Kinder sich um die Pflegekinder kümmerten. (Elizabeth, unsere Älteste, studierte an der Texas A&M Universität und unser Sohn Jason war bei der amerikanischen Luftwaffe in Deutschland stationiert.) Ein paar Stunden später, nachdem ich die Arbeiten im Haushalt erledigt hatte und wir alle zu Mittag gegessen hatten, fuhren Helen und ich nach Casper, eine Strecke von fünfundzwanzig Minuten. Als wir das Krankenhaus erreichten, ging Helen schnurstracks zum Aufzug. Sobald die Türen sich öffneten, war sie drinnen. 'Welches Stockwerk?', fragte sie, während ihr Zeigefinger über den Knöpfen kreiste, bereit, sie alle zu drücken, wenn uns das schneller zu dem Baby bringen würde. Natürlich war auch ich freudig aufgeregt, aber ich machte mir auch einige Gedanken. Wie hatten sich die Drogen auf den Körper des Kindes ausgewirkt? Welche Hilfe würde es von uns brauchen? Warum dauerte es so lange, bis der Aufzug im zweiten Stock ankam? Endlich öffneten sich die Türen. Eine Krankenschwester begrüßte uns am Empfangstresen. 'Wir haben Sie schon erwartet. Folgen Sie mir bitte, damit ich Ihnen alles mitgeben kann, was das Baby bei Ihnen zu Hause braucht.' Auf der Säuglingsstation lag ein winziges Baby in einem Stubenwagen unter einer Wärmelampe. Es war in eine weiß und hellgrün gestreifte Decke eingewickelt. Helen quietschte vor Begeisterung, als sie im schwarz gelockten Haar des kleinen Mädchens eine rosa Schleife entdeckte. Sie führte einen kleinen Freudentanz auf und stre