Beschreibung
Rezension / Literaturbericht aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Orientalistik / Sinologie - Islamwissenschaft, Note: 1,3, Universität Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: In der heutigen öffentlichen Wahrnehmung gilt der Islam oft als intolerant und in der Zeit zurückgeblieben; Meinungen und Ansichten, die nicht mit islamischem Gedankengut vereinbar sind, würden von Muslimen kategorisch abgelehnt . Wer sich näher mit dem Islam beschäftigt, lernt bald, dass diese öffentliche Wahrnehmung ein Zerrbild des Islams abgibt, wirken doch die Muslime, die man zum Beispiel im Orientalistikstudium kennenlernt, gar nicht so intolerant und verschlossen gegenüber Neuem. Doch die Wenigsten kommen heute auf die Idee, der Islam könne ambiguitätstolerant, also aufgeschlossen gegenüber ambivalenten Diskursen, sein. Einer, der sich mit diesem Gedanken sehr intensiv beschäftigt hat, ist der Arabist und Islamwissenschaftler Thomas Bauer, der seit 2000 an der Universität Münster lehrt. In seinem Großessay Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams stellt er dar, dass die heute im Islam vorherrschende Ambiguitätsintoleranz, sprich die Suche nach einer einzigen allgemein gültigen Wahrheit statt der Akzeptanz verschiedener parallel existierender Diskurse, ein Produkt der westlichen Moderne ist und durch den Kolonialismus in die arabisch-islamische Welt getragen wurde. Im vorkolonialen Nahen Osten hingegen war die muslimische Welt die ambiguitätstolerante Gesellschaft schlechthin.
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