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Wo die Winterrose blüht

Erschienen am 15.06.2022
Auch erhältlich als:
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(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963622816
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 20.5 x 13.7 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Département Ariège, Frankreich, 1943: Die Fluchthelferin Grace Tonquin, eine unerschrockene junge Frau aus der Gemeinschaft der Quäker, will jüdische Kinder aus dem besetzten Frankreich über die Pyrenäen in Sicherheit bringen. Sie nimmt die verwaisten Geschwister Élias und Marguerite mit in ihre Heimat Oregon. Doch die erlittenen Traumata bleiben nicht einfach in der Alten Welt zurück, sondern drohen, die Familie zu zerreißen ... Oregon, USA, 2003: Addie Hoult möchte ihrem Ersatzvater Charlie helfen, der an einer schweren Erbkrankheit leidet. Nur, wenn sie seine Verwandten findet, kann er gerettet werden. Und vielleicht werden dann auch seine inneren Wunden heilen. Ihre Suche führt sie zum Tonquin Lake und auf die Spuren von Grace und ihrer Familie, die ein Geheimnis zu umgeben scheint ...

Autorenportrait

Melanie Dobson hat Journalismus und Kommunikation studiert und war als Werbeleiterin tätig, bevor sie sich mehr und mehr dem Schreiben widmete. Eine besondere Vorliebe hat sie für Bücher, in denen Geschichte und Gegenwart miteinander verknüpft werden. Mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern lebt sie in der Nähe von Portland, Oregon.

Leseprobe

KAPITEL 1 SaintLizier, Frankreich September 1943 Die Sonnenstrahlen durchbrachen den Nebel und warfen ihren Schein wie ein Scheinwerferlicht auf eine Bühne in Hollywood. Das Morgenrot der Sonne wies Grace Tonquin und den zwölf Kindern in ihrer Obhut den Weg. In wenigen Minuten würden sie Schutz in der Kathedrale von Saint-Lizier finden. Schutz vor dem hellen Licht. Morgenröte am Himmel. Grace versuchte, den Gedanken an die Warnungen des Matrosen abzuschütteln, als sie die Kinder eine moosbewachsene Mauer entlangführte. Die zerklüfteten Steine an dieser Stelle verdeckten die Sicht auf das glühende Rot des Sonnenaufgangs. Sie rutschte mit ihren Oxford-Schuhen über das glitschige Kopfsteinpflaster. Die Blasen an ihren Füßen schmerzten, doch sie konnte jetzt nicht stehen bleiben. Ihre amerikanischen Landsleute waren bereits in die Heimat zurückbeordert worden, doch Grace konnte dieses Land nicht verlassen, bis alle jüdischen Kinder entweder ein sicheres Versteck erreicht hatten oder aus Frankreich evakuiert worden waren. Élias, der Älteste, trug den kleinen Louis auf dem Arm, während er gleichzeitig seiner Schwester Marguerite über eine Pfütze hinweghalf. Über ihrem Weg unter dem schützenden Dach des Herbstlaubes duftete es nach Regen. Bereits in ihrer Kindheit hatte Grace die Sommertage lieber abseits des Rampenlichts verbracht. Weit weg von den Menschenmengen mit ihren bewundernden Oohs und Aahs, die sie ihr zuwarfen, als wäre sie eine berühmte Persönlichkeit. Aber diese Menschen hatten nie gesehen, wer Grace wirklich gewesen war. Sie sahen in ihr die Tochter von Ruby Tonquin. Nicht das schüchterne Kind, das sich am liebsten in einem Schrank im Beverly Wilshire Hotel versteckt hätte. Ein etwas seltsames Mädchen, das lieber die Sandstrände von Santa Monica erkundete, anstatt Shoppinggelüsten zu frönen. Höchstwahrscheinlich war Grace die einzige Person in ganz Kalifornien gewesen, die Ruby nicht wie eine Göttin verehrt hatte. Marguerite drehte sich zu Grace um. Ihre Augen waren angeschwollen und rot wie die aufgehende Sonne. Grace bückte sich zu ihr hinunter und legte einen Finger auf die Lippen. Die Stille war ihr Verbündeter, bis sie die Kathedrale erreicht hätten, hatte sie den Kindern erklärt. Das Schweigen war ihr Schutzschild. Das älteste Mädchen in der Gruppe war fünfzehn Jahre alt. Sie ging den anderen Kindern voran und führte sie nun um eine Häuserecke. Die anderen folgten Suzel wie Entenküken, eingepackt in ihre dunklen Wintermäntel, mit kleinen, aber schweren Tornistern in den Händen und gewobenen Schuhen - Espadrilles - an den Füßen, die ihnen ein Polster auf den harten Steinen boten. Das Wetter war noch viel zu warm für die dicken Wintermäntel. Bald jedoch würden sie sie brauchen, wenn in den nahe gelegenen Bergen der Schneefall einsetzte. 'Muet comme une carpe', flüsterte Grace. Stumm sein wie ein Fisch. Zwei der Kinder stießen miteinander zusammen und begannen zu kichern. Dabei hatte Grace sie sowohl auf Französisch als auch auf Englisch angewiesen, still zu sein. Sie verstanden nicht, was auf dem Spiel stand. Wie sollten sie auch? Selbst Grace verstand die Lage nicht vollständig. Doch sie hatte Gerüchte darüber gehört, was außerhalb des Einflussbereichs des Vichy-Regimes geschah. Gewalt hatte sich Bahn gebrochen und schwappte nun auch auf die wenigen Gebiete über, die noch immer als sicher für jüdische Kinder galten. Grace musste diese Kinder an einen sicheren Ort außerhalb Frankreichs bringen. Bevor die Nazis sie finden würden. Sie hatte auch Gerüchte darüber gehört, dass die Alliierten im Krieg gegen Deutschland an Boden gewannen. Sie hörte Berichte über Charles de Gaulle, einen französischen General, der sich selbst im sicheren London aufhielt. Doch alles, was sie hier vor Ort sah, waren französische Polizisten und Nazi-Offiziere, die alle Juden zu hassen schienen, egal ob es sich dabei um Kinder oder Erwachsene handelte. Grace betete, dass die Kinder in Sicherheit sein würden, sobald der Krie