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Das Leben ist nie perfekt

Erschienen am 15.01.2019
Auch erhältlich als:
10,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963620409
Sprache: Deutsch
Umfang: 334 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 20.5 x 13.5 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Nach zehn Jahren im Modebusiness steht Ivy Clarks Modelkarriere vor dem Aus. Ihre letzte Chance: Ein Fotoshooting für eine Brautmodenkollektion in einem verschlafenen Inselstädtchen in South Carolina. Ivy ist alles andere als begeistert. Zumal die Auftraggeberin ausgerechnet Marilyn Olsen ist. Deren kürzlich verstorbener Ehemann hatte lange Zeit eine Affäre - und war Ivys Vater. Als sich zu allem Übel auch noch herausstellt, dass Marilyns Neffe Davis, der seit Jahren keine Kamera mehr in den Händen gehalten hat, die Fotos schießen soll, ist Ivys Stimmung endgültig im Keller. Warum will Marilyn ausgerechnet sie für den Job? Warum muss Davis der irritierendste Mann sein, dem Ivy je begegnet ist? Und warum scheinen in Greenbrier alle unbedingt hinter Ivys perfektes Äußeres schauen zu wollen? Wissen sie denn nicht, dass da längst nichts mehr ist?

Autorenportrait

Katie Ganshert war Lehrerin, bis ihr der Durchbruch als Romanautorin gelang. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Für »Das Motel der vergessenen Träume« bekam sie in den USA einen Preis für den besten zeitgenössischen christlichen Roman des Jahres verliehen.

Leseprobe

Kapitel 1 Als das Mädchen mit dem ruhelosen Blick wieder in sein Leben trat, stand es auf der anderen Seite des Sarges, der in die Erde hinabgelassen wurde, während die Schwüle und der schrille Gesang der Zikaden sich in der Hitze von South Carolina vermischten. Tante Marilyn presste ihre zitternden Finger auf ihre Lippen und schwankte, als hätte der feuchte Boden sich selbständig gemacht und sie nach vorne gekippt. Davis Knight umfasste den Ellbogen seiner Tante fester und wandte den Blick von ihrem Kummer ab. Und da sah er sie - wie eine Statue stand sie da, ihre zarte, anmutige Figur in Trauer gehüllt. Ivy Clark. Ganz erwachsen. Ein Donnergrollen rollte über den dunklen Himmel, allerdings eines, das ziemlich weit weg war, Überreste eines Tropensturms. Ein Regentropfen traf ihn am Ohr, ein anderer berührte seine Nasenspitze. Pastor Voss neigte den Kopf. Alle taten es ihm gleich, auch Ivy. Eine sanfte Brise ließ feine Haarsträhnen ihr gesenktes Gesicht umspielen und die Schmetterlingsärmel ihres Kleides flattern. Zuletzt hatte er sie leibhaftig gesehen, als er für einen kurzen Sommerurlaub nach Greenbrier zurückgekehrt war, das war nach seinem ersten Jahr an der Universität von New York gewesen. Ivy war damals zwölf gewesen, hatte aber viel älter gewirkt. Groß und schlaksig mit Augen, die für ihr Gesicht zu groß waren - zwei honigfarbene Seen, die so tief und eindringlich blickten, als sähen und verstünden sie jede Traurigkeit der Welt. Dann war sie verschwunden und er in gewisser Weise auch. Einige Jahre später hatte er angefangen, ihre Karriere zu verfolgen, weil es für ihn von Interesse war, das zu tun, aber selbst ohne professionelle Motive hätte er ihren Werdegang im Blick behalten. Davis spürte feine Schweißperlen auf seine Schläfen treten. Seine Schwester Sara legte den Arm um ihn und drückte ihn. Das Gebet des Pastors endete so abrupt, dass Ivy Clark aufblickte und ihn dabei ertappte, wie er sie anstarrte. Angesichts ihrer Karriere war sie das sicher gewohnt. Er selbst eher nicht. Er hätte den Blick abgewandt, aber die Tatsache, dass sie sich seines Interesses bewusst war, löste eine faszinierende Verwandlung aus. Wie es schien, hatten ihre Augen im Laufe der Jahre einige Tricks gelernt. Zum Beispiel genau im richtigen Moment zu blinzeln. Oder eine Einladung zu tanzen. Den Kummer hinunterzuschlucken, der gerade noch um ihre Schultern gelegen hatte, als sie dachte, niemand würde sie beobachten. Sie warf ihm ein Lächeln zu, das Davis gut kannte - eines, das er Hunderte Male auf Hunderten schöner Gesichter gesehen hatte. Die Art Lächeln, die vor zwei Jahren all ihren Reiz verloren hatte. Er blickte auf das Gras hinunter - dicke grüne Halme, die seine schwarzen Lederschuhe umrahmten - und tätschelte die Hand seiner Schwester, seine Erinnerung daran, warum eine Frau wie Ivy Clark nicht in sein Leben gehören konnte. Ivy gehörte zu einer Welt, die immer nur nahm und nahm und nahm, aber so subtil und hinterhältig, dass man es erst merkte, wenn man nichts mehr zu geben hatte. Es war eine Welt, mit der er nie wieder etwas zu tun haben wollte. Trotzdem sah er noch ein letztes Mal zu ihr hinüber. Ivy starrte zurück, ein spöttisches Grinsen auf den Lippen. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden, Ivy. Bruce stapfte durch das hohe Gras zu einer Reihe Autos, die an einem gepflasterten Weg parkten, während er eine Textnachricht in sein Handy tippte. Die Regentropfen verwandelten sich in einen Nebel, der sich auf Ivys Armen niederließ und ihre Haut kühlte. Wenn der Nieselregen doch nur ihre Angst auslöschen könnte. Wem schrieb er da? Sie beschleunigte ihre Schritte, heftete sich an seine Fersen wie ein Abendschatten. Du bist doch derjenige, der arbeitet. Woher willst du wissen, ob es Arbeit ist? Er kramte in der Hosentasche, zog sein Schlüsselbund heraus und drückte auf den Knopf der Fernbedienung, um die Wagentüren aufzuschließen. Zwei kurze Töne durchbrachen den Chor zwitschernder Vögel, die irgendwo in dem Louisianamoos saßen, das von den knorrigen Ästen über ihnen herunterhing und tropfte. Ivy verdrehte die Augen. Nur Bruce würde auf einem Friedhof in Greenbrier, South Carolina, sein Auto abschließen. Das hier ist nicht New York City. Die beiden Orte waren vielmehr entgegengesetzte Pole. Ich glaube nicht, dass hier irgendwelche Diebe he- rumschleichen, die nur auf die Gelegenheit warten, in deinen Wagen einzubrechen. Er blieb vor dem schwarzen Lexus mit Mietwagenkennzeichen stehen. Sie hielt ebenfalls an. Ich muss es wissen, Bruce. Wir reden hier schließlich über meine Zukunft. Wenn du dir solche Gedanken machst, hättest du besser den Mund gehalten. Ich habe einen doofen Vorschlag gemacht. Willst du etwa behaupten, OBanion macht so einen Aufstand wegen eines kleinen Es ist nicht deine Aufgabe, Vorschläge zu machen, und schon gar nicht bei einem Fotografen wie Miles OBanion. Ivys Magen zog sich zusammen. Was, wenn dieser eine Fehler sie zwei Jahre Sicherheit kostete? Ihr fünfundzwanzigster Geburtstag kam mit jedem Tag näher. Und sosehr sie sich auch bemühte, sie wurde nicht jünger und die Leute fingen an, das zu bemerken. Wenn sie weiter als Model arbeiten wollte, brauchte sie diesen Vertrag. Bruce fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Deine Aufgabe ist es, den Mund zu halten und vor der Kamera zu posieren. Dafür wirst du bezahlt. Niemanden interessiert deine Meinung. Das hat man mir deutlich zu verstehen gegeben. Und warum hast du dann nicht darauf gehört? Eine kleine Gruppe in Schwarz gekleideter Frauen unterbrach ihre Unterhaltung. Bruce setzte ein Lächeln auf und winkte ihnen höflich zu. Dann beugte er sich zu Ivy hinüber und zischte ihr aus dem Mundwinkel zu, während er unverändert lächelte: Wir werden nicht hier darüber sprechen. Zeig mal ein bisschen Respekt. Ihre Muskeln zuckten. Respekt? James hatte ihren Respekt nicht verdient. Es war ihr egal, wie bewegend die Trauerrede, wie schön der Blumenschmuck oder wie gut besucht die Beerdigung gewesen war. Warum sollte es ihr etwas bedeuten, einen Mann zu verlieren, der sie ohnehin nie gewollt hatte? Warum sollte sein unausgesprochenes Ich liebe dich in ihren Gedanken widerhallen? Sie weigerte sich, so zu tun, als hätte der Tod ihres Vaters irgendwelche Auswirkungen auf ihr Leben. Das hatte er nämlich nicht. Sie würde es nicht zulassen. Sie raffte ihre wachsende Wut zusammen und verstaute sie in dem leeren Platz in ihrem Herzen. Bruce öffnete die Beifahrertür. Steig ein. Sie verschränkte die Arme. Wenn du als mein Agent etwas weißt, hast du kein Recht, es vor mir geheim zu halten. Ich weiß nichts. Und wenn ich etwas herausfinde, können wir es zu Hause in New York besprechen. Warum hat Annalise mir gesagt, dass ich den Vertrag nicht bekomme? Weil Annalise Tratsch liebt, oder ist dir das noch nicht aufgefallen? Trotz der stehenden Hitze kroch ein Schauer über Ivys Haut. Als ihre Freundin hätte Annalise sich das nicht einfach ausgedacht. Irgendetwas musste an der Aussage dran sein. Sie umfasste ihre Ellbogen, als würde das alles weniger wichtig, wenn sie nur fester zudrückte. Tratsch enthält immer einen Kern Wahrheit. Hör zu, entweder du steigst jetzt ein oder ich lass dich hier stehen. Überleg es dir. Ivy blickte über ihre Schulter zu den polierten Grabsteinen hi-nüber, die fein säuberlich aufgereiht dastanden. Mit einem Mal war ihre Kehle wie zugeschnürt. Sie strich sich über die Oberarme und trat näher an den Wagen. Ich will zum Flughafen. Wir gehen zum Mittagessen. Warum? Er war mein Bruder und dein Vater. Wir verschwinden jetzt nicht. Mein Vater war er ja wohl kaum. Die Leere dehnte sich aus und höhlte sie aus wie eine Kürbislaterne. Sie war nichts als eine Hülle. Eine schöne, leere Hülle. Hinter ihnen setzte sich ein SUV in Bewegung. Vor ihnen heulte ein Motor auf. Abgesehen von einigen wenigen Nachzüglern, die in der Ferne am Grab ihres Vaters verweilten, leerte der Friedhof sich zusehends. Bruce trommelte mit den Fingern auf dem Wa...

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