Beschreibung
Den Versen von Omar Chayyam, dem persischen Dichter, Mathematiker, Philosophen und Astronomen kann man sich nicht entziehen, sie gehen unter die Haut. Unausweichlich konfrontieren sie uns mit der Endlichkeit der eigenen Lebenszeit. Wir wissen nicht, woher wir kommen noch wohin wir gehen. Was wir haben, ist allein das Jetzt, der Augenblick. Erfreuen wir uns am Heute, denn das Morgen hat niemand gesehen. In bildhafter Sprache setzt Chayyam einem Paradies im Jenseits ein Leben im Diesseits entgegen: als Poet besingt er Sinnenfreude, Lebenslust und die Schönheit der Natur, als Wissenschaftler und Philosoph entlarvt er mit Eloquenz und Spott Aberglauben, religiöse Märchen und Mythen. Die Auswahl der Verse mit kenntnisreichem Blick für ihre Authentizität stammt von dem iranischen Dichter Hedayat, (1903 Teheran - 1951 Paris), dessen poetisches Essay in Leben und Werk Chayyams einführt. Mit der schönen, eingängigen und gereimten Neuübersetzung von Kurt Scharf und seinem wirkungsgeschichtlichen Nachwort sind die Verse von Chayyam existentielle Botschaften aus dem Morgenland des 11. /12. Jahrhunderts für das heutige Abendland. Mit der Kalligrafie der persischen Schrift und den Collagen von Monica Schefold ist die zweisprachige Neuausgabe im Sujet Verlag eine bibliophile Kostbarkeit.
Autorenportrait
Er ist der Verfasser zahlreicher Kurzgeschichten, dreier Dramen, einer Sammlung mit Satiren und des berühmtesten persischen Romans der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auch vieler anderer Schriften wie z.B. der in diesem Buch veröffentlichten aus dem Jahr 1934. Außerdem übersetzte er zahlreiche westliche Schriftsteller wie Maupassant, Tschechow, Rilke, Poe, Schnitzler, Sartre und Kafka ins Persische. Er wurde am 17. Februar 1903 in eine iranischen Adelsfamilie in Teheran geboren. 1924 erschien in Teheran sein erstes Buch. 1925 wurde er zusammen mit einigen anderen Studenten mit einem Stipendium der Regierung nach Belgien geschickt und siedelte bald nach Frankreich über. Er wechselte mehrfach das Studienfach und den Studienort, litt unter Selbstzweifeln und Depressionen und unternahm 1929 einen Selbstmordversuch, wurde aber gerettet. 1930 kehrte er, ohne sein Studium abgeschlossen zu haben, nach Iran zurück. Mehrfach wechselte er die Anstellung, wurde u.a. für das Außenministerium tätig, schied aber 1936 aus, um nach Bombay zu gehen. Dort beschäftigte er sich mit der vorislamischen Religion Irans und lernte Mittelpersisch (Pahlavi). Als erster Iraner der Neuzeit übersetzte er aus dieser Sprache ins Neupersische. Dort schrieb er seinen berühmten Roman Die blinde Eule. Nach Iran zurückgekehrt, wurde er Übersetzer für die Fakultät für Schöne Künste der Universität Teheran. 1951 ging er wieder nach Frankreich; am 9. April desselben Jahres setzte er in Paris seinem Leben ein Ende, indem er den Gashahn aufdrehte.