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Gesundheit - eine Frage der Philosophie

Internationaler Merve Diskurs 270, Perspektiven der Technokultur

Erschienen am 05.03.2004, 1. Auflage 2004
7,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783883962047
Sprache: Deutsch
Umfang: 70 S.
Format (T/L/B): 0.6 x 17 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die Drohung der Krankheit ist ein Konstituens der Gesundheit. Deswegen heißt Gesundheit, sich in die Anerkennung des Widerspruchs einzuüben, der zwischen der Hoffnung des Tages und des Scheiterns, am Ende, besteht. Canguilhem thematisiert die körpereigenen Abwehrkräfte, die Selbstregulation des Organismus und die Autonomie des Patienten. Dennoch kein versöhnliches, sondern ein polemisches, ein philosophisches Buch: Es entwickelt eine Auffassung von Gesundheit, in der sich diese nicht mehr als konstante Zufriedenheit, sondern als Apriori des Vermögens erweist, gefährliche Situationen zu meistern.Georges Canguilhem (1904-1995), einer der einflussreichsten Philosophen und Wissenschaftshistoriker Frankreichs, wurde in Deutschland vor allem durch "Das Normale und das Pathologische" bekannt. Michel Foucault sagte über ihn: "Nehmen Sie Canguilhem weg und Sie verstehen fast nichts mehr von vielen Diskussionen, die bei den französischen Marxisten stattgefunden haben; und Sie werden auch nicht kapieren, was das Besondere an Soziologen wie Bourdieu, Castel, Passeron ist; und es entgeht Ihnen ein wesentlicher Aspekt der theoretischen Arbeit, die bei den Psychoanalytikern und speziell bei den Lacanianern gemacht worden ist."Und warum schließlich sollte man alle Kräfte aufbieten, um den Leuten zu verheimlichen, daß es, von dem Moment an, da man lebt, normal ist, krank zu werden, daß es normal ist, sich mit oder ohne Beistand der Medizin davon zu erholen, daß Gesundheit und Heilung in die Grenzen und das Vermögen biologischer Regulationen eingeschrieben sind? Die biologischen Normalitäten haben keine andere Garantie als ihre Tatsächlichkeit, es sei denn, man verleiht ihnen eine metaphysische Grundlage, und es ist nicht untersagt, darin nicht mehr zu sehen, als die Weihe der Tatsachen selbst. Das Leben muß eine Gegebenheit sein, damit man glauben kann, daß seine Möglichkeit notwendig ist. -- Die Organismen der Lebewesen sind zu Veränderungen der Struktur oder Störungen der Funktion fähig, die - wenn sie nicht bis zur Zerstörung gehen - die Ausführung von Aufgaben gefährden können, die die spezifische Vererbung ihnen auferlegt. Die besondere Aufgabe des Menschen hat sich indes als die Erfindung und Erneuerung von Aufgaben erwiesen, deren Ausübung zugleich das Lernen und die Initiative in einer Umwelt erfordern, die durch die Ergebnisse dieser Betätigung verändert wird. Die Krankheiten des Menschen sind nicht nur Grenzen seines physischen Vermögens, sie sind Dramen seiner Geschichte.

Autorenportrait

Am 4. Juni 2004 wäre Georges Canguilhem 100 Jahre alt geworden.

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