Beschreibung
WikiLeaks blamiert zuerst eine Weltmacht und dann sich selbst. Blogger prangern einige wenige, bis dahin unbeachtet gebliebene Sätze des Bundespräsidenten an und forcieren im Verbund mit klassischen Massenmedien seinen Rucktritt. Politikersturzen uber Plagiate, die sich im Netz detailgenau dokumentieren lassen. In die falschen Kanäle gelangte Fotos und Handyvideos, SMS-Botschaften und Twitter-Meldungen beenden Karrieren und werden zu global zirkulierenden Beweisen eines Vergehens, die sich nicht mehr aus der Welt schaffen lassen. Immer mehr Daten lassen sich immer leichter verknupfen, rekonstruieren, dauerhaft speichern - und eines Tages in öffentliche Dokumente der Diskreditierung verwandeln, die sich nicht mehr nur gegen Mächtige undProminente, sondern auch gegen Ohnmächtige und gänzlich Unbekannte richten. Blitzschnell sind im digitalen Zeitalter Transparenz und Aufklärung möglich - und in rasender Geschwindigkeit verbreiten sich Falschmeldungen, bilden sich Wut- und Empörungsgemeinschaften, die mit Schicksalen auf einer weltweit sichtbaren Buhne spielen. Dieser materialreiche Essay ist eine Provokation. Zur Debatte steht die Diagnose der Autoren: Der Skandal ist kein Distanzereignis mehr, sondern hat unser aller Leben erreicht. Der Titel wurde 2014 ins Englische übersetzt.
Autorenportrait
Bernhard PÖRKSEN ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Seine Essays und Kommentare, Reportagen und Interviews erschienen in vielen Tages- und Wochenzeitungen. Er hat zahlreiche Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften und Fachbüchern veröffentlicht; seine Bücher über Kybernetik und Konstruktivismus (u. a. "Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners" mit Heinz von Foerster) wurden ins Englische, Spanische, Dänische und Italienische übersetzt. 2008 wurde Bernhard Pörksen zum Professor des Jahres in der Kategorie Geistes-, Gesellschafts- und Kulturwissenschaften gewählt. Hanne DETEL, Jg.1983, arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Medium-Theorien und Mediatisierungsforschung, das Social Web, Skandalisierung und (ungewollte) Prominenz im digitalen Zeitalter. In Hamburg und Stellenbosch (Südafrika) studierte sie-gefördert von der Studienstiftung des deutschen Volkes-Journalistik und Kommunikationswissenschaft, Öffentliches Recht sowie Osteuropastudien. Parallel dazu absolvierte sie die Journalistenausbildung der Konrad-Adenauer-Stiftung und arbeitete für die Deutsche Presse-Agentur (dpa).