Beschreibung
Die Geiselnahme der israelischen Olympiamannschaft im September 1972 ist im kollektiven Gedächtnis verhaftet. Beinahe vergessen aber ist, dass München bereits zweieinhalb Jahre zuvor wegen einer Reihe von Terroranschlägen im Blickpunkt der Öffentlichkeit gestanden hat. Innerhalb von nur elf Tagen wurden im Februar 1970 vier verschiedene terroristische Aktionen in München verübt oder von dort aus organisiert: eine blutige, wenn auch gescheiterte Flugzeugentführung, ein mörderischer Brandanschlag, zwei Bombenanschläge auf Passagiermaschinen. Ebenso wie der Entführungsversuch richteten sich die beiden mit Paketbomben durchgeführten Attentate gegen die israelische Fluggesellschaft EL-AL. Die Bomben explodierten jedoch in einer österreichischen und einer schweizerischen Maschine. Während die erste notlanden konnte, stürzte die zweite ab und riss alle an Bord befindlichen Passagiere und Besatzungsmitglieder in den Tod. Ziel dieser Terroraktionen, bei denen insgesamt 55 Menschen den Tod fanden, waren in erster Linie israelische Bürger. Bis heute konnte nicht geklärt werden, wer hinter dem Brandanschlag auf das Israelitische Gemeindehaus in München steckt, bei dem sieben Holocaustüberlebende starben. Wolfgang Kraushaar hat über Jahre hinweg die Spuren dieser bislang unaufgeklärten Anschlagserie verfolgt. Seine Recherchen haben schließlich dazu geführt, dass die Münchner Staatsanwaltschaft im Fall des Brandanschlags ihre Ermittlungen nach vier Jahrzehnten erneut aufgenommen hat.
Autorenportrait
Wolfgang Kraushaar, Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung. Arbeitsschwerpunkte sind die Untersuchung von Protest und Widerstand in der Geschichte der Bundesrepublik und der DDR (1949 bis 1990), 68er-Bewegung, RAF und K-Gruppen, Totalitarismus- und Extremismustheorie, sowie Pop-Kultur und Medientheorie.