Beschreibung
In fünf Jahrzehnten hat Volker Koepp über 60 Dokumentarfilme gedreht und ist damit einer der wenigen DEFA-Regisseure, die sich vor und nach 1989 mit einem bedeutenden Oeuvre in die internationale Filmgeschichte eingeschrieben haben. Menschen und Landschaften, die Vergangenheit im Gegenwärtigen sind Koordinaten dieses Werks, das den ostelbischen Raum zwischen dem brandenburgischen Wittstock und dem ehemaligen Ostpreußen bis ins Kaliningrader Gebiet und hinunter zum Schwarzen Meer filmisch kartographiert. Wie entsteht ein Koepp-Film, was macht ihn aus, worin besteht die berühmte 'Koepp'sche Fragetechnik', welche Rolle spielen Frauen vor der Kamera und im Team? Wie verhält es sich mit Kino und Fernsehen, Quoten und Zensur? In größeren und kleineren Gesprächsrunden über und mit Volker Koepp geben Menschen, die seinen Weg begleiteten und bis in die Gegenwart begleiten, Einblick in die Zusammenarbeit mit dem Regisseur und ihre Begegnung mit seinem Werk. Zu Wort kommen die Kameramänner Christian Lehmann und Thomas Plenert, die Produktionsleiter Frank Löprich und Fritz Hartthaler, DEFA-Dramaturgin Anne Richter und Autorin Barbara Frankenstein, die Fernsehredakteure Werner Dütsch und Rolf Bergmann, die Protagonistinnen und Mitarbeiterinnen Elena Gromova und Tanja Kloubert, Schnittmeister Christoph Krüger, Verleiher Björn Koll, Kinobetreiber Gabriel Hageni, Festivalleiter Werner Ruzicka, Regiekollege Bernhard Sallmann sowie Filmkritiker Matthias Dell und - mit einem Essay - die Filmkritikerin Anke Westphal. Der Band ist zugleich eine einzigartige Fallstudie über ein Werk, das in zwei politischen Systemen entstand und beide überdauert, über die Ästhetik und Ethik des Dokumentarfilms, Produktionsbedingungen und ihren Wandel, über Ost und West, Poesie und Magie. Und darüber, was Filmemachen mit Freundschaft, dem Leben und mit dem Suchen von Pilzen zu tun hat.
Autorenportrait
Grit Lemke studierte nach einer Baufacharbeiterlehre und Arbeit im Kulturbereich Kulturwissenschaft, Ethnologie und Literatur in Leipzig und promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin in Europäischer Ethnologie. Seit 1991 ist sie als Filmkritikerin und Autorin für Print, Online und TV tätig. Ihre Begeisterung für den Dokumentarfilm wurde in jungen Jahren geweckt, u.a. durch die nachhaltige Begegnung mit einem Wittstock-Film von Volker Koepp bei einem Besuch der Leipziger »Dokwoche« - ein Festival, bei dem sie später 26 Jahre arbeiten und bis 2017 das Programm leiten sollte. Fast ebenso lange ist die Lausitzerin für das FilmFestival Cottbus tätig und leitet dort die deutsch-sorbische Sektion. Sie kuratierte zahlreiche Filmreihen im In-und Ausland, veröffentlichte zum Dokumentarfilm, war als Autorin an Dokumentarfilmen beteiligt und hatte Lehraufträge inne. Sie ist heute als freie Autorin, Dramaturgin, Beraterin und Kuratorin tätig.