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Verstreutes - Aus dem Nachlass

Aus 'Antlitz des Weltkrieges'/Zu eigenen Werken/Ansprachen und Grußworte/Zur Käferkunde/Reisenotizen/Gedichte/Prinzessin Tarakanow/Letzte Worte u a, Ernst Jünger Sämtliche Werke 22: Supplement

Erschienen am 14.10.2015, 1. Auflage 2015
30,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608963229
Sprache: Deutsch
Umfang: 488 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 20.4 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der Abschluss des Gesamtwerks! Der Supplement-Band komplettiert die 22 Bände der 'Sämtlichen Werke' Ernst Jüngers. Der vorliegende Band folgt der gebundenen Ausgabe. Entnommen wurde das Tagebuch 'Siebzig verweht V (Strahlungen VII)', das in Band 7 dieser Ausgabe gemeinsam mit 'Siebzig verweht IV (Strahlungen VI)' zu finden ist. Aus Band 18 der gebundenen Ausgabe wurden die frühe Fassung von 'Eine gefährliche Begegnung' sowie das chronologische Werkverzeichnis überführt. Besonders wichtig in diesem Band sind die bislang unveröffentlichten Reisenotizen aus den Jahren 1948-1963, die ergänzt sind durch die Aufzeichnungen einer Reise des Schülers im Jahre 1909 nach Buironfosse in Frankreich und durch das Tagebuch eines Aufenthaltes der Geschwister Jünger auf Juist im Juni 1969. Von ähnlicher Bedeutung sind die 'Prinzessin Tarakanow' und die lange erwartete Erzählung 'Sp.R. Drei Schulwege'. Auch sind erstmals versammelt die Vor- und Nachworte des Autors, etwa zu 'Afrikanische Spiele', 'Auf den Marmorklippen' und 'Jahre der Okkupation'. Ein Nachwort von Liselotte Jünger als der Herausgeberin des Bandes gibt Erläuterungen zu seinem Inhalt und zur Einbeziehung der Arbeiten aus dem Nachlass. Aus dem Inhalt: Aus 'Das Antlitz des Weltkrieges' / Zu eigenen Werken: Vor- und Nachworte / Ansprachen und Grußworte / Zur Käferkunde / Reisenotizen / Gedichte / Prinzessin Tarakanow / Letzte Worte / Sp.R. Drei Schulwege / Übersetzungen / und anderes.

Autorenportrait

Ernst Jünger, am 29. März 1895 in Heidelberg geboren. 1901-1912 Schüler in Hannover, Schwarzenberg, Braunschweig u. a. 1913 Flucht in die Fremdenlegion, nach sechs Wochen auf Intervention des Vaters entlassen 1914-1918 Kriegsfreiwilliger 1918 Verleihung des Ordens 'Pour le Mérite'. 1919-1923 Dienst in der Reichswehr. Veröffentlichung seines Erstlings 'In Stahlgewittern'. Studium in Leipzig, 1927 Übersiedlung nach Berlin. Mitarbeit an politischen und literarischen Zeitschriften. 1936-1938 Reisen nach Brasilien und Marokko. 'Afrikanische Spiele' und 'Das Abenteuerliche Herz'. Übersiedlung nach Überlingen. 1939-1941 im Stab des Militärbefehlshabers Frankreich. 1944 Rückkehr Jüngers aus Paris nach Kirchhorst. 1946-1947 'Der Friede'. 1950 Übersiedlung nach Wilflingen. 1965 Abschluß der zehnbändigen 'Werke'. 1966-1981 Reisen. Schiller-Gedächtnispreis. 1982 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main.1988 Mit Bundeskanzler Kohl bei den Feierlichkeiten des 25. Jahrestags des Deutsch-Französischen Vertrags. 1993 Mitterrand und Kohl in Wilflingen. 1998 Ernst Jünger stirbt in Riedlingen.

Leseprobe

Siebzig verweht V Wilflingen, 5. Februar 1996 Ich begleite jetzt wieder Dostojewski in den 'Dämonen' und lebe dann nächtlich in einer zweiten Gesellschaft. einer anderen Welt. In ihr träume ich weiter - so hörte ich den Stepan Trofimowitsch sagen: 'Marmorsäulen bemalt man nicht.' Das ist gut, steht aber nicht im Roman. Den 'Raskolnikow' lernte ich als Fünfzehnjähriger kennen; mit jeder neuen Lektüre ändert sich die Gestalt. Das Kriminelle im Leser wird angeregt. Widrig ist aber, daß eine Alte, eine 'Laus', und dazu noch mit dem Beile, getötet wird. Die Berufung auf Napoleon ist absurd, doch eben die geistige Verwirrung andeutend. Der verbummelte Student brütet so lange in seiner dunklen Kammer, bis unbedingt etwas geschehen muß. Er muß, um sich Luft zu schaffen, jemand umbringen. Doch warum kein Bankeinbruch? Einmal, weil es ihm nicht um Geld geht, und dann weil er im Grund ein Feigling ist. Nietzsche bewunderte an Dostojewski die psychologische Finesse - aus seiner Sicht gehört Raskolnikow natürlich zur Dekadenz. Stawrogin ist der Übermensch in nuce: er stürzt nicht wie Nietzsches Seiltänzer in die Tiefe - der Fürst wählte den Strick. Wilflingen, 3. März 1996 Die Hölle existiert nicht, wohl aber das Fegfeuer. Die letzten Sekunden können sehr lang werden: am Rande der Ewigkeit. Auch die Ewigkeit ist nur eine Vorstellung. Wilflingen, 15. März 1996 Beendet: Dominique Venner: 'Terreur et Crimes Politiques au XXe Siède'. Das Buch wurde mir vor Jahren vom Autor übersandt. Er zitiert mich mit einem Satze, der mir entfallen ist: 'Le terroriste ne frappe pas seulement sa victime, il sinflige une blessure définitive.' Ich habe dabei wohl an Ernst von Salomon gedacht, der von Venner auch erwähnt wird, und zwar wegen seiner Verstrickung in den Rathenaumord. * Poincaré, ein kleiner frigider Rechtsverdreher mit geschwollenen Backen, verdankte seine politische Fortüne dem antideutschen Revanchismus, der in Frankreich nach der Niederlage von 1870 das politische Hauptproblem war. Die beiden in Trauerflor gehüllten Statuen von Metz und Straßburg auf der Place de la Concorde hielten mahnende Wacht. * Der Typ des Königsmörders. Oswald, der den Präsidenten Kennedy erschoß, fällt in dieselbe Sparte wie Ravaillac und Damiens. Es gibt stets ein Umfeld, dem die Tat eines Einzelnen entwächst - eine Spannung, der ein Funke entspringt. Der Bericht über die Folterung Damiens vom ersten bis zum achten und letzten Coin und dann über die Einzelheiten der Hinrichtung ist grauenhaft; er erschien zu Paris 1757, noch im Jahre der Tat. Ich besitze ihn in der Ausgabe, die auch der Alte Fritz gelesen hat. Bei solcher Lektüre muß man sich die Katastrophe vor Augen halten, die ein Regizid auslösen kann. Unser Jahrhundert bietet das eklatante Beispiel von Sarajewo. Dem Erzherzog und seiner Gattin folgte ein endloser Trauerzug. Jeder meiner Generation ist ein Mitverwundeter. Princip, der Attentäter, wurde zu zwanzig Jahren Gefangenschaft verurteilt; er starb in der Haft. Wilflingen, 17. März 1996 Morgens im Garten - ein heiterer Vorfrühlingstag. Der Winterling blüht rings um die Laube und unter der Blutbuche; der Winterjasmin ist verblüht. Der Krokus steckt noch kaum die ersten Spitzen heraus. Auf dem Weiher zwei Schwäne, Bläßhühner und viele Enten, im Lebensbaum picken die Grünfinken. Gestern abend war Schlachtfest im 'Löwen' - in der Nacht unruhige Träume, unter anderen in Gesellschaft mit Florence Gould. Mir gegenüber ein Nobile in eleganter Kleidung; er gehörte nicht zum Traum, sondern stand greifbar im Raum. Vielleicht macht mich meine intensive Dostojewski-Lektüre für solche Erscheinungen anfällig. Leseprobe

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