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Das Ende der Liebe

Gefühle im Zeitalter unendlicher Freiheit

Erschienen am 24.08.2009, 4. Auflage 2010
Auch erhältlich als:
23,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608946086
Sprache: Deutsch
Umfang: 311 S.
Format (T/L/B): 3 x 21.1 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Sven Hillenkamp erzählt von den Möglichkeiten der Liebe, des Sex, der Partnerwahl, der Ausbildung, der beruflichen und seelischen Selbstentwicklung, der Körpermanipulation, des Erfolgs, der Berühmtheit. Er erzählt von einer Welt, in der die Menschen sich permanent sehnen müssen, weil sie meinen, dass sie immer noch etwas Besseres erreichen könnten. Dies ist kein Sachbuch, denn es bleibt nicht sachlich. Es ist ein Buch, das maßlos übertreibt - über eine Wirklichkeit, die maßlos übertreibt. Es ist das expressionistische Gemälde einer Welt, die aus den Fugen geraten ist, die keine Grenzen mehr kennt, in der unendliche Freiheit umkippt in Zwang, unbegrenzte Möglichkeiten in die große Unmöglichkeit der Liebe. Am Ende steht, so der überraschende Befund, die Rückkehr zur Vernunftehe.

Autorenportrait

Sven Hillenkamp ist ein deutscher Philosoph und Schriftsteller. Er lebt in Stockholm. Wichtige Kategorien sind strukturelle Freiheit, das Menschliche und das Unmenschliche, Möglichkeit und Unendlichkeit, sozialer Wert, Zeit(ent)strukturierung, Andersheit und Negativität. Diese Kategorien werden in Abgrenzung von gängigen Sozialtheorien entwickelt. Methode ist eine Verbindung von Erfahrungs- und Strukturanalyse. Sven Hillenkamp wurde am 7. März 1971 in Bonn geboren. Er wuchs in Bonn, Paris und Genf auf. Studium der Islamwissenschaften (Arabisch), der Wirtschafts- und Sozialgeschichte und der Politikwissenschaft. Redakteur der Zeitschrift Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen. 1998 Abbruch des Studiums, Arbeit für verschiedene Zeitungen. 2001-2004 Redakteur bei der Wochenzeitung Die Zeit (Berliner Büro). 2007 Umzug nach Stockholm und Beginn einer auf vier Bände angelegten soziologisch-philosophischen Untersuchung unter dem Titel 'Zwänge der Freiheit. Die neuen Formen der Faktizität'. 2009 Veröffentlichung des ersten Bandes 'Das Ende der Liebe', der sich mit der Kategorie des Möglichen befasst. 2010 Auszeichnung mit dem Brentano-Preis. 2012 literarisches Debüt mit 'Fußabdrücke eines Fliegenden". 2015 nahm Hillenkamp einen Lehrauftrag an der Universität der Künste Berlin an. Er gibt auch Seminare für Therapeuten. 2016 ist der zweite Band der Freiheits-Untersuchung erschienen: 'Negative Moderne'. Das Buch befasst sich mit den Kategorien Wert, Zeit, Handeln, Möglichsein und Andersheit. Ab 2015 vermehrt auch künstlerische Arbeit (Aktionen, Zeugnisse, Bauten, Szenerien, Objekte, Film/ Tanz). Sven Hillenkamp ist mit einer schwedischen Psychotherapeutin liiert. Das Paar ist unverheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Stockholm und Berlin. Weitere Informationen finden Sie unter: www.svenhillenkamp.com

Leseprobe

VORREDE - DIE GROSSE ÜBERTREIBUNG Einem Soziologen wurde einmal vorgeworfen, er schildere die Gesellschaft aus Sicht eines Neurotikers, also maßlos übertrieben. Der Soziologe sagte: 'Es ist erwiesen, dass alle Menschen neurotisch sind. Also ist die neurotische Sicht die gewöhnliche, die übertriebene die objektive. Schon wenn ein Mensch die Farbe Rot wahrnimmt, nimmt er eine Übertreibung von Rot wahr. Sogenannte Objektivität käme also einer Untertreibung gleich, die kaum ein Mensch nachvollziehen könnte. Warum sollte ich Menschliches mit den Mitteln der Physik beschreiben?' In dem Sinne ist auch dieses Buch ein wahrhaft objektives, also übertriebenes. Das Phänomen, das dieses Buch erforscht, ist aber auch an sich eine Übertreibung. Es ist das Übel einer unendlich gewordenen Freiheit, unendlichen Auswahl in jedem Bereich, unbegrenzter Möglichkeiten - also einer gesellschaftlichen Übertreibung, die alles Menschliche ins Unendliche steigert und damit ins Unmenschliche. Eine Folge, die erste und einschneidendste, ist das Ende der Liebe. Es ist die Tragödie zweier Geschwister. Die Liebe war eine Schwester der Freiheit. Nun reißt die Freiheit sie mit in den Tod. Die Zwänge, die aus der Freiheit sich ergeben, haben andere benannt. Sie sind Gegenstand von Reportage und Polemik. Die Feststellung unbegrenzter Möglichkeiten ist daher nicht Zweck des Buches, sondern sein Ausgangspunkt. Es zeigt die Zwänge der Freiheit in Reinform, mit allen Konsequenzen. Es rechnet sie hoch, spielt sie durch, lässt ihrer Logik freien Lauf, offenbart ihren Charakter in der Extremsituation totaler Verwirklichung. Das romanhafte Verfahren des Durchspielens und Hochrechnens wird jedoch stets eingeholt von der Wirklichkeit. Denn die freien Menschen wollen ja tatsächlich ihr Selbst in Reinform erfahren, ihr Leben bis zur letzten Konsequenz leben. Das Buch, das maßlos übertreibt, beschreibt eine Welt, die maßlos übertreibt. Die Menschen, die schon heute nicht mehr lieben, sind von unbekannter Zahl. Doch hier geht es nicht um Zahlen. Es geht um eine Erfahrung. Diese Erfahrung ist typisch für die Zeit. Wenn es einen einzigen Satz gibt, der die heutigen Menschen charakterisiert, so ist es der Satz: 'Ich liebe nicht.' Das Bild, das jemand sich von der Zukunft macht, zum Beispiel vom Ende der Liebe, ist in Wahrheit ein Bild der Gegenwart - ein Bild, das nur das Typische einer Zeit zeigt, ungemischt, bar aller Vergangenheitsrelikte. Die Gegenwart ist wie Metall im Sand eines Flusses, mit bloßem Auge zuweilen schwer sichtbar, gemischt unter die Sedimente der Zeit. Sie ist in ihr selbst nur ein Teil, ein Anfang. Der Autor, der, historisch und literarisch, maßlos übertreibt, sitzt in Wahrheit am Fluss der Zeit und siebt die Gegenwart heraus. Viele leben in dieser Gegenwart, der Welt unendlicher Freiheit - und kein Weg, kein Beschluss führen sie aus dieser Welt heraus. Man entkommt der Freiheit nicht, in keine Nische, kein Exil. Auch eine Partnerschaft bleibt - wie die Verehrung eines Gottes, eines Führers - eine freiwillig betretene Unfreiheit, also innerhalb der Freiheit. Die Menschen können mit keinem Schwur, keinem Schritt ihrer Freiheit entfliehen. Sie können den Möglichkeiten nicht entfliehen, die die Liebe unmöglich machen. Wer dem Druck einer autoritären Gesellschaft nachgibt, passt sich an. Wer dem Druck einer freien Gesellschaft nachgibt - nachgeben muss -, wird zum Extremisten. Darum sind die Extremisten in der Freiheit der Durchschnitt: die Marathonläufer und Weltumsegler, die Künstler und Kandidaten, die Don Juans und Donna Juanas, die Swinger und Sadomasochisten, die Aufsteiger und Aussteiger, die Einwanderer und Auswanderer, die Esssüchtigen und Arbeitssüchtigen, die Körperveränderer und Seelenheiler, die Isolationisten und Exhibitionisten, Totalfitte und -kaputte, Terroristen und Amokläufer, Kriegsreporter und Katastrophenhelfer. Das will nichts über die moralische Qualität des jeweiligen Extremismus sagen; derselbe kann gut oder schlecht sein. Es besagt nur, was Extremismus heute nicht mehr ist: Er ist kein Widerstand mehr. Extremismus ist Anpassung an die Freiheit. Die Unmöglichkeit der Liebe entsteht nicht in einer kalten, lieblosen Gesellschaft, sondern - umgekehrt - aus einem Liebesextremismus. Die Menschen, die nie lieben, sind Menschen, die tatsächlich immer lieben - in jeder Sekunde, mit jedem Blick einen Anderen. 'Ich liebe', das heißt jetzt: 'Ich liebe nicht'. Aus Möglichkeiten und immer noch mehr Möglichkeiten wird Unmöglichkeit. 'Ich habe alle Möglichkeiten', das heißt jetzt: 'Ich habe keine'. Aus dem totalen Markt wird das Verschwinden des Marktes. Aus der Romantik wird nun, da es unbegrenzte romantische Möglichkeiten gibt, ein Romantikfanatismus. Das Äußere, Gesellschaftliche nehmen die Menschen als Inneres, Psychisches wahr. Das unbegrenzte Eigene tritt ihnen als Fremdes entgegen, ihr Selbst als ein Anderer. Die Menschen werden von ihrem eigenen Willen terrorisiert und bezwungen. Aus Freiheit und immer noch mehr Freiheit wird Zwang. So stürzen die Worte in ihr Gegenteil. Nichts bedeutet mehr, was es einst bedeutet hat. Wenn Gedanken und Geschichten in diesem Buch sich oftmals aneinanderfügen wie die Szenen eines Films - ohne das Gesagte nochmals zusammenzufassen, den Sinn des jeweiligen Teils für das Ganze zu erklären -, so darum, weil der Lesende Mensch bleiben soll, Erfahrender, nicht mutieren soll zum Allwissenden, Abgeklärten. Auch ein Chaos macht noch einen ordentlichen Eindruck, wenn man nur weit genug davon entfernt ist. Dann ist auch ein Weltuntergang ein liebliches Schauspiel. Statt dessen sei der Lesende hier aufgefordert, die Welt der Nichtliebe zu Fuß zu durchqueren, von einem der hier ausgelegten Steine auf den anderen zu springen, mitten durch den Fluss der Gedanken. Dabei wird er sich allein verlassen müssen auf jene unscheinbaren Wörter, die Sätze verbinden (und die zwischen Gefühlen leider fehlen, weshalb Gefühle oft so schwer verständlich sind): ein Infolgedessen, ein Denn oder Weil, ein Und oder Also. Wenn das Buch also die durchnummerierte Klarheit der Wissenschaft vermissen lässt, so ist das der Methode zuzuschreiben, nicht dem Willen, rätselhaft, also tief zu erscheinen. Unverständlichkeit, so heißt es, ist ein Vorrecht Gottes. In Teil eins des Buches werden Nichtliebesgeschichten erzählt. Es wird berichtet von dem neuen Zeitalter, in dem die Freiheit unendlich wird und umkippt in Zwang; und es werden die Gefühle der freien, also immerzu gezwungenen Menschen beschrieben. Teil zwei untersucht, wie eine Unendlichkeit möglicher Partner entstehen konnte und wie die Menschen mit dieser Unendlichkeit umgehen, vielmehr: nicht umgehen können. In Teil drei wird berichtet, welche Erwartungen die freien Menschen an die Liebe und an einen Geliebten haben - und warum diese Erwartungen sich nicht erfüllen können. Das Schlusskapitel handelt davon, wie die unendliche Liebessuche und das Leben in einer unendlichen Freiheit zwangsläufig münden in die Rückkehr der Vernunftehe. Im Epilog scheint eine Hoffnung auf: wie die freien Menschen sich der großen Übertreibung durch einen kleinen Sprung entziehen. [.] EINS GESCHICHTEN UND VISIONEN Das erste Kapitel: in dem die Unmöglichkeit der Liebe nur behauptet und von dieser nur erzählt wird, noch ohne Angabe von Gründen; in dem das Aussterben der Liebe angekündigt wird zu einer Zeit, da die Bedingungen der Liebe die besten aller Zeiten sind; in dem die Nichtliebe als eine Geisteskrankheit beschrieben wird, deren Träger sich nicht durch Irrsinn, sondern durch einen ausgeprägten Wirklichkeitssinn auszeichnen; in dem von einer Stadt erzählt wird, in der die Menschen aufeinander zu fallen, als liege die Stadt auf einer Senkrechten; in dem von Menschen erzählt wird, die trotz einer Partnerschaft weiter nach einem Partner suchen; die immer bis ans Ende ihrer Möglichkeiten gehen; in dem von einer Frau erzählt wird, die ihre 'sexuelle Autobiografie' geschrieben hat, von ein... Leseprobe

Inhalt

Vorrede - Die große Übertreibung Teil I Die freien Menschen und die Nichtliebe Eins Geschichten und Visionen Zwei Das Zeitalter der unendlichen Freiheit Drei Gefühle, Gedanken der Nichtliebe Teil II Die Unendlichkeit möglicher Partner Vier Wie Unendlichkeit entsteht Fünf Unbegrenztes Ich, enttäuschendes Du Teil III Was die Liebe in der Freiheit sein soll Sechs Die Suche nach dem Meist-Erregenden Sieben Die Suche nach dem Passenden Acht Was die Menschen von der Liebe denken Schluss des Buches (nicht jedoch der Suche) Neun Die Rückkehr der Vernunftehe Epilog Der kleine Sprung Nachweise

Schlagzeile

Alles ist möglich - nur die Liebe nicht mehr!

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