Beschreibung
Von Beginn an stand der Kapitalismus als Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung unter Beschuss. Dennoch hat er global triumphiert. Dies wirft die Frage nach seinem 'Erfolgsgeheimnis' auf. Gerhard Willke stellt Geschichte und Grundlagen des Kapitalismus dar und behandelt von Adam Smith über Marx, Sombart und Weber bis zu Schumpeter seine wichtigsten Verteidiger und Kritiker. Zur Sprache kommt auch die Rolle von Staat (Regulierung) und Kultur (Normen und Legitimation): Wenn der Kapitalismus sich in manchen Arenen als 'Raubtier' gebärden kann, verweist das vor allem auf die Schwäche staatlicher und kultureller Kontrollinstanzen.
Autorenportrait
Gerhard Willke ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Hochschule Nürtingen. Als Campus Einführungen sind von ihm erschienen: Neoliberalismus (2004) und John Maynard Keynes (2001).
Leseprobe
Der Kapitalismus umfasst mehr als nur das System der Marktwirtschaft - er ist zugleich eine Wirtschafts- und eine Gesellschaftsordnung. Der Markt bildet den Kern der kapitalistischen Formation, doch ist diese Ökonomie eingebettet in eine Gesellschaft mit ihren zugehörigen historischen Traditionen, politischen Institutionen, technischen Infrastrukturen und kulturellen Normen. Im Lauf seiner Entwicklung hat sich der Kapitalismus gegenüber einer anhaltenden politischen Kritik, aber auch gegenüber gesellschaftlichen, technologischen und kulturellen Umwälzungen als ein lernendes System erwiesen - als anpassungs- und entwicklungsfähig. Was sich im Zuge dieses Wandels verändert hat, das sind die Rahmenbedingungen des Wirtschaftens und die institutionellen Formen von Wertschöpfung und Verteilung; stabil geblieben ist dagegen der funktionale Kern der 'kapitalistischen Maschine ' (Schumpeter 1942: 124). Die gesellschaftlichen Institutionen- und Ordnungssysteme wandeln sich wie Karosserien; unter der Haube aber rotiert das unverwechselbare Antriebsaggregat. Auch Kritiker erkennen an, dass der Kapitalismus ein erfolgreiches, wenn nicht gar das historisch erfolgreichste Wirtschaftssystem ist - sofern man Erfolg am materiellen Wohlstand misst. Im Kommunistischen Manifest (Marx/Engels 1848) wird die Bourgeoisie geradezu gefeiert für die 'höchst revolutionäre Rolle', die sie bei der Herausbildung des Kapitalismus gespielt hat. Heilbroner (1987: 347) nennt als größte Leistung kapitalistischer Gesellschaften, dass sie 'Wohlstand in einem nie gekannten Ausmaß angesammelt' haben. Gleichwohl ist der Diskurs über den Kapitalismus geprägt von einem Klima der Verdrießlichkeit, ja der moralischen Empörung. Heute wie vor über 60 Jahren, als Schumpeter den im Motto zitierten Text schrieb, scheinen viele nachhaltig verstimmt zu sein über die herrschende Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Kapitalismus, so scheint es, ist wie Windows ein Betriebssystem, das von niemandem geliebt, aber von (fast) allen genutzt wird.
Inhalt
Inhalt 1 Einleitung 7 1.1 Annäherung an die kapitalistische Gesellschaft 7 1.2 Definitionsmerkmale des Kapitalismus 15 1.3 Die leitenden Fragestellungen 20 2 Entwicklungsphasen des Kapitalismus 25 2.1 Frühkapitalismus 25 2.2 Umbrüche der Industrialisierung 41 2.3 Hochkapitalismus 50 2.4 Globalisierter Kapitalismus 55 2.5 Der Staat im Kapitalismus 64 3 Diagnosen des Kapitalismus 71 3.1 Beobachtungen, Theorien, Diagnosen71 3.2 Adam Smith: Das System der natürlichen Freiheit 76 3.3 Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie 88 3.4 Werner Sombart: Entstehung des Kapitalismus 97 3.5 Max Weber: Kapitalismus als ''Schicksalsmacht'' 105 3.6 Joseph Schumpeter: ''Schöpferische Zerstörung'' 114 3.7 Vergleich der Diagnosen 128 4 Kernelemente des Kapitalismus 134 4.1 Kapitalismus als Wirtschaftsgesellschaft 134 4.2 Die Handlungsmotive der Wirtschaftssubjekte 140 4.3 Märkte, Wettbewerb, Preise 146 4.4 Technischer Wandel, Innovation, Rationalisierung 162 4.5 Marktmängel und Marktversagen 167 5 Kapitalismus in der Diskussion 174 5.1 Fundamentalkritik 174 5.2 Die ethische Debatte 183 5.3 Die ''Varianten''-Diskussion 189 5.4 Zur Zukunft des Kapitalismus 199 6 Literatur 205 Glossar - Namen 211 Glossar - Stichworte 213 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen 216
Schlagzeile
Campus Einführungen Herausgegeben von Thorsten Bonacker und Hans-Martin Lohmann