Beschreibung
In Amsterdam fällt die junge Sumerologin Janine Haynes einem Verbrechen zum Opfer. Zur gleichen Zeit ermorden drei als Sanitäter getarnte Unbekannte in Berlin einen Obdachlosen. Und in Stockholm verschwindet der Kryptologe und Software-Experte William Sandberg spurlos aus seinem Klinikbett. Seine Ex-Frau Christiane will nicht an eine eigenmächtige Flucht glauben. Denn in seinem leer geräumten Appartement, entdeckt sie einen Gegenstand, den er nie zurücklassen würde. Sehr schnell gibt es keinen Zweifel mehr, dass William entführt wurde. Und dass es um die Entschlüsselung einer Botschaft geht, die in der DNA des Menschen verborgen liegt. - 'Der Code', ein so intelligenter wie mitreißender Thriller über das Lüften eines jahrtausendealten Geheimnisses. Ein Thriller, wie es ihn noch nie gegeben hat.
Leseprobe
Prolog Als sie den Mann in der Gasse erschossen, war es schon zu spät. Er war knapp über dreißig, mit Jeans, Hemd und einer Windjacke bekleidet. Für diese Jahreszeit war er viel zu dünn angezogen, aber frisch geduscht und halbwegs satt - das hatten sie ihm versprochen, und sie hatten es auch gehalten. Doch niemand hatte ihm gesagt, was danach passieren würde. Keuchend blieb er zwischen den Steinfassaden hinter dem alten Postamt abrupt stehen. Im Rhythmus seiner Atemzüge stiegen dünne Dampfwolken in der Dunkelheit auf. Er spürte eine leise Panik, weil die Gitterpforte am Ende der kurzen Querstraße verschlossen war. Dieses Risiko war ihm bewusst gewesen, aber er hatte es in Kauf nehmen müssen. Jetzt stand er hier, ohne einen Fluchtweg, während sich von hinten das Rascheln der drei Warnwesten näherte. Bereits vor einer Viertelstunde hatte die Nachricht die europäischen Tageszeitungen erreicht, versteckt im großen Datenstrom, drei knappe Zeilen über einen Mann, der um kurz nach vier in der Nacht zum Donnerstag mitten in Berlin tot aufgefunden worden sei. Dort stand nicht ausdrücklich, dass es sich um einen Obdachlosen und Drogenabhängigen handelte, aber dieser Eindruck entstand, wenn man die Kurzmeldung las. So war es auch bezweckt. Wer glaubhaft lügen wollte, sollte sich an die Wahrheit halten. Aus Platzmangel würde die Notiz in den Ausgaben des nächsten Tages in einer Spalte zwischen anderen unbedeutenden Nachrichten verschwinden. Die Nachricht war nur eine von vielen Sicherheitsmaßnahmen, und vermutlich war sie nicht einmal notwendig. Lediglich eine Erklärung, falls irgendein Außenstehender beobachten würde, wie man den leblosen Körper in der Dunkelheit barg, ihn zum Rettungswagen trug, die Hintertür mit Schwung zugleiten ließ und durch den feinkörnigen Eisregen mit rotierendem Blaulicht davonfuhr. Jedoch nicht zu einem Krankenhaus. Genau genommen würde man im Krankenhaus ohnehin nichts mehr ausrichten können. In dem Rettungswagen saßen drei schweigende Männer, die hofften, dass sie rechtzeitig gekommen waren. Aber so war es nicht. I VIERERBASIS Nichts würde mich je dazu bringen, Tagebuch zu schreiben. Dinge geschehen. Die Zeit vergeht. Das Leben beginnt und nimmt seinen Lauf und sein Ende, und an dieser Sinnlosigkeit ändert sich gar nichts dadurch, dass man sie aufschreibt und anschließend betrachtet. Eines Tages ist alles vorüber, und eines weiß ich sicher - wenn die Welt zusammenbricht, wird kein Schwein lesen wollen, was ich an einem Montag im März gemacht habe. Nichts würde mich je dazu bringen, Tagebuch zu schreiben. Mit einer Ausnahme: Wenn ich wüsste, dass es bald niemanden mehr geben wird, der es lesen kann. Dienstag, der 25. November. In der Luft liegt Schnee. Und in den Augen aller Schrecken. 1 Die Polizisten hatten nur Sekunden gebraucht, um die verzierten Flügeltüren zur Wohnung aufzubrechen, indem sie die bleigefassten Fensterscheiben einschlugen, hindurchgriffen und die Tür von innen öffneten. Was Zeit in Anspruch nahm, war das dahinterliegende Eisengitter. Es war schwer, mit einem Sicherheitsschloss versperrt und vermutlich irrsinnig teuer gewesen - und das Einzige, was sie jetzt noch daran hinderte, in die Wohnung zu gelangen und dem Mann mittleren Alters zu helfen, der sich den Angaben zufolge darin befand. Wenn er überhaupt noch am Leben war. Der Anruf war am frühen Vormittag bei der Polizei in Norrmalm eingegangen, und in der Zentrale hatte man einige Zeit verstreichen lassen, während man sich vergewisserte, ob die Anruferin glaubhaft und nüchtern war und es ernst meinte. Ob sie den Mann kenne? Ja, das tue sie. Ob er sich möglicherweise woanders aufhalte? Nein, das sei undenkbar. Wie lange sie ihn schon vermisse? Noch nicht lange, erst gestern Abend hätten sie miteinander telefoniert, und er sei sehr verschlossen gewesen und habe immer wieder vom Thema abgelenkt. Und das habe sie erschreckt - wenn er jammerte, könn