Beschreibung
Wir können den zeitlichen Wettlauf nicht gewinnen - immer mehr Menschen produzieren immer mehr Müll, verbrauchen mehr Ressourcen und stoßen mehr CO2 aus. Bisherige Versuche, die großen Umweltkatastrophen abzuwenden, indem wir den Konsum einschränken und auf erneuerbare Energien umsteigen, kommen gegen die Folgen einer stetig wachsenden Bevölkerung nicht an. Einziges Lösungsszenario für unser Überleben ist, dass wir weniger Menschen werden. Aber was bedeutet das für uns persönlich? Können und wollen wir Menschen zwangsverpflichten, kein oder nur ein Kind zu bekommen? Wie kann so eine gravierende Veränderung in verschiedenen Kulturen durchgesetzt werden? Alan Weisman beschreibt packend, wie eine globale Bevölkerungsreduzierung funktionieren kann - politisch, ökonomisch und vor allem auch menschlich!
Autorenportrait
Alan Weisman ist Autor des Weltbestsellers 'Die Welt ohne uns' (Piper 2007), vielfach ausgezeichneter Journalist und Professor für internationalen Journalismus an der University of Arizona. Für seine großen Reportagen bereist er die ganze Welt. Er berichtet unter anderem für Harper`s, das New York Times Magazine und das Discover Magazine. Er lebt mit seiner Frau im Bundesstaat Massachusetts.
Leseprobe
Vorbemerkung Viele Leser erinnern sich vielleicht an mein letztes Buch, Die Welt ohne uns, als ein Gedankenexperiment dazu, was geschähe, wenn die Menschen von unserem Planeten verschwinden würden. Mit diesem Szenario einer theoretisch unbevölkerten Erde wollte ich aufzeigen, dass die Natur trotz des kolossalen Schadens, den wir angerichtet haben, über eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit und erstaunliche Heilkräfte verfügt. Wenn sie von dem Druck befreit ist, den wir Menschen tagtäglich auf sie ausüben, erholt und erneuert sie sich überraschend schnell. Schließlich entwickeln sich sogar neue Pflanzen, Pilze, Lebewesen und so weiter, um die leeren Nischen zu füllen. Meine Hoffnung war die, dass die Leser sich - verführt durch die wunderbare Aussicht auf eine erfrischte, gesunde Erde - fragen würden, wie wir den Homo sapiens wieder zurück ins Bild bringen könnten, jedoch in Harmonie mit und nicht im tödlichen Kampf gegen den Rest des Erdenlebens. Mit anderen Worten: Wie könnte es eine Welt mit uns geben? Willkommen bei einem anderen Gedankenexperiment zu genau diesem Thema. Nur dass wir es diesmal nicht mit Phantasien zu tun haben: Die vorgestellten Szenarios sind real. Und neben den Menschen, die ich hier beschreibe - Ortsansässige und kundige Experten -, sind da auch noch all die anderen, einschließlich Sie und ich. Wie sich gezeigt hat, sind wir alle Teil der Reaktion auf das, was im Grunde genommen auf vier Fragen hinausläuft, die ich überall gestellt habe, auf der ganzen Welt - Fragen, die mehrere der zuvor erwähnten Experten die wichtigsten auf Erden nannten. 'Wahrscheinlich lassen sie sich jedoch nicht beantworten', fügte einer von ihnen hinzu. Als er dies sagte, aßen wir gerade in einer der ältesten, heiligsten höheren Bildungseinrichtungen, deren angesehenem Lehrkörper er angehörte, zu Mittag. In diesem Moment war ich froh, kein Experte zu sein. Journalisten behaupten selten, eingehende Kenntnisse auf irgendeinem Gebiet zu haben: Unser Job ist es, Menschen zu finden, die sich dem Studium dessen widmen - oder die das leben -, was immer wir gerade erforschen, und ihnen genug vernünftige Fragen zu stellen, damit der Rest von uns die Sache vielleicht verstehen kann. Wenn diese Fragen die wichtigsten auf der Welt sind, dann sollten wir unabhängig davon, ob die Experten sie für beantwortbar halten oder nicht, alles daransetzen, die Antworten zu finden. Oder weiterfragen, bis uns dies gelingt. Das habe ich im Lauf von zwei Jahren in über 20 Ländern getan. Nun müssen Sie sie selbst stellen, während Sie mich auf meinen Reisen und bei meinen Untersuchungen begleiten. Wenn Sie am Ende glauben, dass wir nah an den Antworten dran sind - ja, dann werden Sie zweifellos auch herausfinden, was wir als Nächstes tun sollten. A. W. Teil eins Kapitel 1 Ein erschöpftes Land und vier Fragen Kampf der Babys Ein kalter Januarspätnachmittag in Jerusalem an einem Freitag vor dem jüdischen Sabbat. Die langsam untergehende Wintersonne taucht die vergoldete Kuppel des Felsendoms oben auf dem Tempelberg in Blutorange. Von Osten her, wo der Muezzin auf dem Ölberg die Muslime gerade zum Nachmittagsgebet aufgerufen hat, erscheint der goldene Felsendom in einer schmutzigen blassrosa Korona von Staub und Autoabgasen. Zu dieser Stunde gehört der Tempelberg, die heiligste Stätte des Judentums, zu den ruhigeren Orten in dieser alten Stadt. Nur ein paar Gelehrte in Paletots eilen mit ihren Büchern über einen kühlen, im Schatten von Zypressen gelegenen Platz. Einst stand hier der Salomonische Tempel mit dem Tabernakel, in dem sich die Bundeslade mit den Steintafeln befand, auf die Moses, wie man glaubte, die Zehn Gebote geschrieben hatte. Doch 586 v. Chr. wurde alles von den eindringenden Babyloniern zerstört, die das jüdische Volk gefangen nahmen. Ein halbes Jahrhundert später wurden die Juden von Kyros dem Großen, dem Herrscher Persiens, befreit, sodass sie zurückkehren und ihren Tempel wiederaufbauen konnten. Um 19 v. Chr. ließ Kö