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Die Geschichte der Wapshots

Roman

Erschienen am 05.05.2008
Auch erhältlich als:
8,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453405776
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 18.8 x 11.6 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

John Updike stellt ihn auf eine Stufe mit Faulkner; Jonathan Franzen und T. C. Boyle ist er Vorbild und Lehrmeister. Berühmt wurde er durch seine Storys und diesen Roman: eine Familienchronik der heiter-verzweifelten Art. Im Mittelpunkt: Vater Leander, Kapitän eines kleinen Vergnügungsdampfers, Mutter Sara und die beiden Söhne Beverly und Moses, die mehr schlecht als recht die amerikanischen Abenteuer des Erfolgs und Versagens zu bestehen haben.

Leseprobe

St. Botolphs war schon alt, ein altes Städtchen am Fluss. Zur Blütezeit der Segelschifffahrt von Massachusetts war es einmal ein wichtiger Binnenhafen gewesen, doch jetzt waren nur noch eine Tafelsilberfabrik und ein paar andere kleine Betriebe übrig geblieben. Zwar fanden die Einheimischen nicht, dass der Ort an Größe und Bedeutung verloren hatte, aber die lange Namensliste der Bürgerkriegstoten an der Kanone im Stadtpark erinnerte daran, wie viele Einwohner in den 1860er Jahren dort gelebt hatten. So viele Soldaten würde St. Botolphs nie wieder aufbieten können. Im Park spendeten ein paar große Ulmen Schatten, und das Ganze war ringsum locker von Läden umschlossen. Die Fassade des Cartwright-Blocks, der die Westseite einnahm, hatte im ersten Stock Spitzbogenfenster, grazil und abweisend wie bei einer Kirche. Hinter diesen Fenstern befanden sich die Redaktionsräume des Eastern Star, die Zahnarztpraxis von Dr. Bulstrode sowie die Büros der Telefongesellschaft und der Versicherungsagentur. Die Gerüche, die aus diesen Büros strömten - von Zahnpräparaten, Bohnerwachs, Spucknäpfen und Leuchtgas - vermischten sich in der Eingangshalle des Gebäudes zu einem Duft aus vergangenen Zeiten. Im heftigen Herbstregen, in einer sich stark verändernden Welt, bot der Platz ein Bild überraschender Beständigkeit. Als sich am Morgen des Unabhängigkeitstages die Parade formierte, sah dort alles sorglos und festlich aus. Die beiden Wapshot-Jungen - Moses und Coverly - saßen in der Water Street auf dem Rasen und beobachteten die Ankunft der Festwagen. Bei der Parade waren spirituelle und kommerzielle Themen bunt gemischt, und neben dem 'Geist von '76' stand ein alter Kutschwagen mit der Aufschrift: KAUFEN SIE IHREN FRISCHEN FISCH BEI MR. HIRAM. Die Räder des Wagens, die Räder aller an der Parade teilnehmenden Fahrzeuge waren mit rot-weiß-blauem Krepppapier geschmückt, und überall hingen bunte Fähnchen. Auch die Fassade des Cartwright-Blocks war mit solchen Fähnchen verziert. Sie hingen schlaff am Bankgebäude herab und wehten an allen Autos oder Wagen. Die WapshotJungen waren schon seit vier Uhr früh auf den Beinen; sie waren müde, und wie sie da in der heißen Sonne saßen, schien der Feiertag schon hinter ihnen zu liegen. Moses hatte sich an einem Feuerwerkskracher die Hand verbrannt. Bei einer weiteren Detonation hatte Coverly seine Augenbrauen eingebüßt. Die beiden lebten auf einer Farm drei Kilometer außerhalb des Ortes und waren noch vor Tagesanbruch im Kanu den Fluss raufgekommen, wobei ihnen das Wasser in der Nachtluft lauwarm vom Paddel über die Hände gelaufen war. Wie immer hatten sie an der Christ Church ein Fenster aufgebrochen und die Glocke geläutet, hatten unzählige Singvögel, viele Einwohner, alle Hunde in der Stadt und auch den Bluthund der Pluzinskis in der meilenweit entfernten Hill Street geweckt. 'Das sind bloß die WapshotJungs', hörte Moses jemanden am dunklen Fenster des Pfarrhauses sagen, 'schlaf weiter.' Coverly war damals sechzehn oder siebzehn blond wie sein Bruder, aber durch seinen langen Hals ging er leicht vorgebeugt wie ein Pfarrer und hatte zudem die schlechte Angewohnheit, mit den Fingerknöcheln zu knacken. Er besaß einen scharfen Verstand und große Empfindsamkeit, machte sich Sorgen um die Gesundheit von Mr. Hirams Zugpferd und betrachtete traurig die Insassen des Seemannsheims fünfzehn, zwanzig uralte Männer, die auf Bänken auf einem Lastwagen saßen und todmüde aussahen. Moses ging aufs College, hatte im letzten Jahr den Gipfel seiner körperlichen Reife erreicht und besaß die Gabe umsichtiger und gelassener Selbstbewunderung. Jetzt, um zehn Uhr, saßen die Jungs im Gras und warteten darauf, dass ihre Mutter ihren Platz auf dem Wagen des Frauenvereins einnahm. Mrs. Wapshot hatte den Frauenverein von St. Botolphs gegründet, und daran wurde jedes Jahr bei der Parade erinnert. Coverly konnte sich an keinen Vierten Juli erinnern, an dem seine Mutter nicht in der Rolle der Gründerin aufgetreten war. Der Wagen war Leseprobe

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