Beschreibung
Spannung vom Feinsten Anwalt Jack Irish sagt sofort zu, als Des Connor, ein alter Freund seines Vaters, ihn um Hilfe bei der Suche nach seinem missratenen Sohn Gary bittet. Der Grund für Garys Verschwinden scheint auf der Hand zu liegen: Er schuldet seinem Vater eine größere Summe Geld. Doch als einer von Garys Freunden ermordet wird, zu dem Gary als Letzter Kontakt hatte, ist Jack klar, dass Des' Sohn nicht wegen der Geldprobleme abgetaucht ist. Bei seinen Nachforschungen gerät Jack immer tiefer in ein Netz aus Lügen, Verrat und Korruption, das sich bis in höchste Regierungskreise erstreckt . Der packende neue Fall für Anwalt Jack Irish.
Leseprobe
Im späten Herbst ging ich durch windige Straßen, in denen es gelbe Eichen- und Ulmenblätter regnete, zu George Armits Beerdigung. Es war keine große Sache. Beinahe jeder, den George gekannt hatte, war tot. Viele von ihnen waren tot, weil George sie getötet hatte. Mein zeitweiliger Arbeitgeber und ich saßen etwas entfernt von der Kirche in meinem alten Studebaker Lark. Als die ersten Trauergäste herauskamen, meist Männer in rabenschwarzen Anzügen, sagte Cyril Wootton: »So erleichtert, der Haufen, wie ich seit dem Flugzeug aus Vietnam keinen gesehen habe. Trotzdem, die werden nicht ruhig schlafen, bis die Erde auf dem Grab sich setzt. Dürfte ich vielleicht erfahren, warum wir hier sind?« »Der Kumpel von deinem Typen hat Schulden bei den Armits«, sagte ich. »Wie hast du das rausgefunden?« »Das hätte jeder rausfinden können. Ein paar Tage im Dreck wühlen, mehr braucht's dafür nicht. George mochte ihn. Sonst wär er längst tot.« Zwei große Männer, bleich, schwarzes Haar, Schnurrbärte, kamen heraus, gefolgt von zwei Frauen. »Die Söhne, Con und Klein-George Armit«, sagte ich. »Cons Frau ist die dünne.« »Na ja«, sagte Wootton, »die andere sieht aus, als hätte sie irgendwo Wassermelonen geklaut und sich vorne ins Kleid gesteckt.« Con und Klein-George und die Frauen stellten sich mit dem Rücken zu uns in einer Reihe auf, jeder mit seiner Frau zur Rechten. Con legte seine rechte Hand auf die Schulter seiner dünnen Frau. Seine linke Hand wanderte langsam hinten entlang und kniff die Frau seines Bruders oben rechts in die Pobacke. »Am Boden zerstört vor Kummer«, sagte ich. »Reiner Reflex«, sagte Wootton. »Die Armits sind seit vielen Jahren im Obsthandel tätig.« »Da kommt George.« Der Sarg glänzte hart und tiefschwarz, was perfekt zu dem Mercedes-Leichenwagen passte. Er wurde von sechs jungen Männern getragen, alle gebräunt, gleich groß, stiernackig, hätten auch eine Rudermannschaft abgeben können. »Am Ende verlässt man sich auf Profis«, meinte Wootton. Als George an Ort und Stelle war, gingen die Trauergäste zu ihren Autos. »Nun, das war ja nicht gerade sehr ergiebig, altes Haus«, meinte Wootton. »Du hast mich für nichts und wieder nichts in diesem schrecklichen Vehikel hergeschafft, in dieser frisierten Karre.« »Irgendwo wird Tony seinen Respekt erweisen. So tief, wie der drinsteckt, hat er gar keine Wahl«, entgegnete ich. »Halten viel auf Respekt, die Armits. Wenn nicht hier, dann ist der Friedhof die letzte Gelegenheit für den Kerl, um den Jungs den Arsch zu lecken.« »Ich bezahle deine Zeit«, sagte Wootton, »aber wer zahlt meine?« »Glaub mir, wenn ich das ohne dich machen könnte, würde ich's machen.« Der Priester kam um die Ecke in einem weißen Saab Turbo, dessen Reifen vor Freude ein sattes Quietschen hören ließen. Er sah uns an, als er vorbeifuhr, ein bleiches Gesicht wie von einem Nachtclub-Betreiber, Zigarette schräg im Mundwinkel, Handy am Ohr. Ich ließ den Stud an und machte einen U-Turn. Einen Block weiter blickte ich nach links und sah das Auto. Ein Hertz-Auto. Ich bog die Erste links ab, dann noch mal links und parkte hinter der Kirche. »Ich geh rein, um ein kleines Gebet zu sprechen«, sagte ich, als ich die Tür aufmachte. »Behalt das hintere Tor im Auge.« »Sprache wie ein Offizier«, bemerkte Wootton. »Tut immer noch weh, was, Corporal.« »Sergeant.« Ich kannte Wootton noch aus Vietnam. Er war beim Nachschub gewesen, wo er allerdings mehr Ware gestohlen als ausgegeben hatte. Die Kirchentür war offen. Drinnen lief das Blut der Märtyrer von den Buntglasfenstern herab und bildete rosafarbene Flecken auf dem Boden. Es roch nach Weihrauch, abgestandenem Blumenwasser und Messingpolitur. Ich sah ihn nicht gleich. Quer durchs Kirchenschiff verlief eine Säulenreihe, und er saß rechts von mir vor der ersten Säule an der Wand: ein Mann von Anfang vierzig, blond, mit militärischem Kurzhaarschnitt und kleinen gebräunten Fettfalten über dem Kragen. Ich ging zu ihm und blieb hinter ihm stehen. »Hallo, Tony.« Tony Ulas