Beschreibung
"Dieses Buch ist viel mehr als ein Wegweiser für Hobbygärtner und -köche. Es ist eine aufrichtige Liebeserklärung an den Apfel. Dazu gibt's Anbau- und Sortenempfehlungen für jede Region sowie Bezugsquellen für Bäume und viele nützliche Adressen." Brigitte online "Eine Mischung aus Bekenntnisliteratur und Vitae, Kulturgeschichte, Warenkunde und Botanik, die spürbar begeistert." Frankfurter Rundschau "Ein herzhaft praktisches und hübsch gestaltetes Apfelbuch." Südkurier, Magazin Gesundheit
Autorenportrait
Eckart Brandt, studierter Germanist und Historiker, hat sich mit Leidenschaft alten Obstsorten, allen voran dem Apfel verschrieben. Zusammen mit seiner Frau bewirtschaftet er einen Bauernhof bei Hamburg. Das von ihm ins Leben gerufene "Boomgardenprojekt" mit mehr als 800 alten Obstsorten ist eine großartige Arche für das kulturelle Erbe der Vergangenheit und eine einzigartige Genbank. Er ist Mitglied der Deutschen Pomologengesellschaft und steht mit europäischen Kollegen im ständigen Erfahrungsaustausch.
Leseprobe
DER APFEL UND ICH - EINE LIEBESGESCHICHTE Mein »Boomgardenprojekt« - oder die Leidenschaft für alte Obstsorten Mein Weg zum Bio-Obstbauern Die Apfelschätze des Karl Mohr Eine doppelte Liebesgeschichte DER FINKENWERDER HERBSTPRINZ Persönliche Betrachtungen über meine Lieblingssorte Die »Geburt« des Herbstprinzen VOM WILDOBST ZUM TAFELAPFEL Die Kultivierung einer begehrten Frucht Pomologen und die Wissenschaft VERBOTENE FRUCHT UND LIEBESBOTE Von der Last und Lust mit dem Apfel Der Apfel in Märchen und Brauchtum ÄPFEL FÜR ALLE - ALLES IM APFEL [Eignung, Verbreitung und Beliebtheit bestimmter Sorten] Medizin vom Baum Geeignete und beliebte Sorten PARADIESISCHE KÖSTLICHKEITEN Kochen und Backen mit Äpfeln [Ausgewählte Rezepte von Meister- und Hobbyköchen] SERVICE Sortenempfehlungen und Adressen Literaturempfehlungen Register MEIN »BOOMGARDENPROJEKT« - ODER DIE LEIDENSCHAFT FÜR ALTE OBSTSORTEN NEIN, ich habe nicht mein ganzes Leben lang immer nur Äpfel geliebt. Seit meiner Jugend, muss ich gestehen, gab es da auch noch anderes, das ich liebte: schöne alte Bücher zum Beispiel oder Johann Sebastian Bach und Bob Dylan, meine plattdeutsche Muttersprache, die Imkerei. DEN APFEL liebte ich nicht von Kindesbeinen an. Dazu war er mir zu alltäglich und selbstverständlich. Wenn man in der frühen Nachkriegszeit im Herzen des Elbe-Weser-Dreiecks in einem 600-Einwohner-Dorf namens Groß Wohnste aufwächst, sind einem Äpfel nun mal alltäglich und selbstverständlich. Selbstverständlich wie das Gemüse aus dem eigenen Garten, das Frühstücksei aus dem Hühnerstall und der Sonntagsbraten vom selbst gemästeten Schwein waren eben auch die selbst gepflückten Äpfel von den eigenen Obstbäumen. Sie hießen >James Grieve<, >Finkenwerder Herbstprinz<, >Boskoop< und >Altländer Pfannkuchen<, schmeckten lecker oder auch nicht, bestimmt aber waren sie gesund. Äpfel gab es fast das ganze Jahr hindurch, erst vom Baum, später aus dem Keller. Tafeläpfel zum Essen, Wirtschaftsäpfel für Apfelmus, den Apfelkuchen und zum Kochen von Brotsuppe. Brotsuppe galt eigentlich als Arme-Leute-Reste-Essen, aber so, wie meine Mutter sie kochte, mit viel Boskoop und Rosinen, war sie doch eine sehr typische, norddeutsche süße Suppe, einfach und schmackhaft - ich esse sie noch heute gern. Äpfel waren für mich nichts Besonderes, sondern eine Alltäglichkeit. SÜßE BROTSUPPE MIT BOSKOOP 300 g altes Roggenbrot oder Schwarzbrot mit Sonnenblumenkernen 1 großer BoskoopApfel 500 ml naturtrüber Apfelsaft 50 g Zucker 30 g Rosinen, gewaschen Saft einer Zitrone 2 EL Butter 1 Prise Salz . ERST viel später lernte ich, dass dies nicht für jedermann zutraf. SPÄTER ging ich weg aus Groß Wohnste, hinaus in die große weite Welt, die war 60 km entfernt und hieß Hamburg. Ich wohnte mitten in der schönen Hansestadt und hatte beschlossen, ein moderner Stadtmensch zu werden wie andere aufstrebende, junge Studenten auch. Essen konnte man auch gut aus der Dose zubereiten und Äpfel gab es in jedem Supermarkt. Allein, der Mensch lenkt dann doch nicht alles. Je länger ich in der Großstadt wohnte, umso deutlicher spürte ich, dass ich mein Herz im Elbe-Weser-Dreieck verloren hatte - dort war meine Heimat. Die ersten knapp 20 Jahre auf dem platten niedersächsischen Lande hatten mich mehr geprägt, als ich mir zunächst eingestehen wollte. MIT 30 war mir klar: Ich gehe dorthin zurück, woher ich gekommen bin, nicht in dasselbe Dorf, wohl aber in dieselbe Region. Nicht als derselbe Mensch, als der ich weggegangen war, aber um einige Erfahrungen reicher. Hier wohnten »meine Leute«, hier sprach man mein Platt, hier wuchsen meine Apfelsorten. Hier gab es immer noch die Hausgärten meiner Kinderzeit mit Gemüsebeeten und Obstbäumen. HIER »funkte« es dann auch zwischen dem Apfel und mir. Wir hatten damals einen Resthof in der Elbmarsch gekauft, zu dem gehörte ein halber Hektar Land, ein »Apfelhof«, wie man heute sagt, dicht bes Leseprobe