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Konige im Wartestand

Die Geschichte der Prinzen von Wales vom Mittelalter bis zur Gegenwart, marix Sachbuch

Erschienen am 20.09.2022, 1. Auflage 2022
Auch erhältlich als:
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783737412049
Sprache: Deutsch
Umfang: 368 S.
Format (T/L/B): 3 x 21.5 x 14.5 cm
Lesealter: 18-99 J.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Obwohl die englischen Prinzen von Wales als Thronfolger eine zentrale Bedeutung für die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Land besaßen, fanden sie bislang kaum Beachtung in der deutschen Historiografie. Diese Lücke schließt das vorliegende Werk und zeigt erstmalig in deutscher Sprache die Entwicklung dieser 'Würde' in einem Rückblick auf die Historie der Prinzen von Wales seit dem Mittelalter auf. Da das 'Amt' bis heute konstitutionell nicht existiert, nahmen die Prinzen in höchst unterschiedlicher Weise ihre Aufgaben wahr. Wie diese divergierenden Vorstellungen der Prinzen von ihrer 'Würde' sich auswirkten, wird hier ausführlich dargelegt. Zumeist besaßen sie großen Einfluss auf die Geschicke des Landes; doch oftmals bestand eine Rivalität und Konkurrenz zum Monarchen bzw. zur Regierung- mit gravierenden Folgen. Damit entsteht hier auch eine komplexe Darstellung von 700 Jahren englischer bzw. britischer Geschichte aus neuer Perspektive.

Autorenportrait

Dieter Berg studierte Geschichte und Germanistik. Promotion und Habilitation in Bochum. Lehre an den Universitäten Bochum, Witten/Herdecke, Heidelberg und in Hannover als Professor für Mittelalterliche Geschichte. Hinzu kamen Gastaufenthalte an den Universitäten in de Henares, Bilbao, Bologna, Coimbra, Paris, Pisa sowie Mitarbeit an EU-Projekten. Zudem wirkte er ca. 20 Jahre als Direktor des Instituts für Franziskanische Geschichte (Münster). Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte betreffen u.?a. die mittelalterliche Geschichte Europas, englische Geschichte, Außenpolitik, Ordensgeschichte, Geschichte des Judentums, Wissenschaftsgeschichte.

Leseprobe

Das 'Amt' oder die 'Würde' eines Prince of Wales stellt sicherlich ein wichtiges Element der Kontinuität in der Herrschaftstradition Englands bzw. später Großbritanniens dar. Doch besitzt der Inhaber dieser 'Würde' keinerlei verfassungsrechtlich festgelegte Funktion, d. h. diese ist staats- bzw. verfassungsrechtlich nicht existent. Auch fungiert der Prinz nicht als eine Art 'Staatsoberhaupt' für Wales und kann zumindest in der Neuzeit dort keinerlei eigenständige Regierung ausüben. Hinzu kommt, dass der Titel nicht erblich bzw. vererbbar ist und die 'Würde' wieder an die Krone zurückfällt, sobald deren Inhaber König geworden ist. Die 'Würde' eines englischen Prince of Wales entstand um 1300 unter König Eduard I. von England im Rahmen seiner Eroberungspolitik in Wales und knüpfte an die vorangegangenen Funktionen an, die walisische Fürsten als Prinzen von Wales über Jahrhunderte wahrgenommen hatten. Diese 'Würde' besaß ausschließlich dynastischen Charakter, d. h. sie wurde allein vom Monarchen nach dessen Ermessen an den jeweils ältesten Sohn und Thronfolger verliehen. So waren nicht alle britischen Monarchen zuvor auch Prinzen von Wales gewesen, während nicht alle Prinzen von Wales auch Monarchen wurden. Frauen blieben infolge der Primogenitur im Inselreich von dieser Würde bis 2015 ausgeschlossen. Die große Abhängigkeit der Prinzen vom jeweiligen König hatte zwangsläufig Auswirkungen auf deren Existenz, für die mindestens drei Hauptaufgaben bestanden - den Fortbestand der Dynastie durch zahlreiche Nachkommen zu sichern, den jeweiligen Herrscher in seinen Tätigkeiten zu unterstützen und das Fürstentum von Wales enger an das englische Reich zu binden. Diese Aufgaben versuchten die Prinzen im Laufe der Zeit in unterschiedlicher Weise nach eigenem Ermessen zu erfüllen. Daher entwickelten sich seit 1300 sehr verschiedene Existenzformen und Tätigkeitsfelder: So waren die mittelalterlichen Prinzen oftmals Militärführer, die für sich oder die englische Krone Ruhm erlangen wollten (Schwarzer Prinz, Heinrich V.). Ihnen folgten eher glamouröse, renaissancehafte Fürsten aus den Häusern Tudor und Stuart (Heinrich VIII., Karl II.). Eine besondere Rolle spielten Hannoveraner Prinzen, die alle mit den jeweiligen Monarchen zerstritten waren und sich daher oftmals politisch gegen den Hof betätigten (Georg II. bis Georg IV.). Eine andere Bedeutung besaßen die Prinzen von Wales aus den Häusern Sachsen-Coburg und Gotha bzw. Windsor, die mitunter als Playboys prägende Figuren der Gesellschaft mit umstrittenem Privatleben waren. Eine Sonderrolle kam Eduard (VIII.) zu, der aus Liebe zur geschiedenen US-Amerikanerin Simpson später als König abdankte und hierdurch den Thron gefährdete. Als zukunftsweisend ist hingegen der aktuelle Prince of Wales anzusehen, dem es als einem der wenigen Fürsten gelungen ist, einen eigenständigen Lebensentwurf zu entwickeln und verantwortungsvolle Tätigkeiten in der Gesellschaft auszuüben.

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